Aufbruch aus der Trauer
Ob nach dem Fugzeugabsturz oder in den Kriegen in Syrien und der Ukraine: Menschen gehen zu Gräbern – so wie die Jünger Jesu einst. Doch dann geschah Unverhofftes.Die Auferstehung Christi – was für ein Gedanke. Dass einer nicht im Tod blieb, sondern zurückkehrte zum Leben, das ist die Negation all dessen, was in dieser Welt gilt, die Umkehrung der Verhältnisse, die Absage an das unbezweifelbar Geltende. Dass auch für uns nicht der Tod das letzte Wort haben wird, vielmehr die Fülle des Lebens uns erwartet – was für ein Versprechen.
Wer auf der Suche ist nach Wahrheit und Lebenssinn, wird darüber staunen und fragen, wie das sein kann, wie das gemeint ist. Wer allerdings sich damit begnügt, mit »beiden Beinen auf dem Boden der Realität« zu stehen, gar sich darin gefällt, wird sich achselzuckend abwenden.
Viele haben sich verabschiedet vom Auferstehungsglauben; und die meisten Deutschen verbinden mit Ostern nicht mehr als den Gedanken an ein verlängertes Wochenende in der Zeit des Frühlingserwachens, Unterbrechung des Alltags. Vielleicht noch die Freude der Kinder am Osterhasen – aber die Botschaft ist fremd geworden, verblasst. Ostern ist der Mehrheit ein willkommenes Datum, mehr nicht. Aber was ist das für eine Realität, in der sich der Unglaube einrichtet; und was, wenn sie uns den Boden unter den Füßen wegzieht?
Die Evangelien erzählen davon, wie die Jüngerinnen und Jünger Jesu in jenen Tagen verändert wurden, wie aus Verzweiflung und Trauer ein Aufbruch erwuchs, aus Resignation ein Leben in der Nachfolge. Der Wandel ist nur zu verstehen, weil das Grab leer war. Weil sie dem Auferstandenen begegnet sind wurde alles anders; wie sonst sollte es auch möglich geworden sein, dass aus Enttäuschung starke Hoffnung wurde, zuerst für Maria Magdalena und die Frauen, dann für die ganze Gemeinschaft der Jünger und seither für die weltumspannende Gemeinschaft der Christusgläubigen, für uns.
Wie schon die Auferstehungszeugen sind in diesen Tagen Menschen auf dem Weg zu Gräbern. Ein Flugzeug wird zum Absturz gebracht, wer wollte die Untat verstehen können. Mitten hier im Leben sind wir vom Tod umgeben; Geliebte, Kinder, Eltern sterben jäh und zu früh. Kriege werden geführt in hasserfüllter Verblendung, im Osten der Ukraine sind Tausende zu Tode gekommen, Kriegstreiber und -herren gefallen sich in heroischen Posen und markigen Worten. Wir sehen die Not der Christinnen und Christen, die von der Verbrecherbande »Islamischer Staat« verfolgt und gemordet werden.
Wir können sie nicht schützen, wissen nicht, wie zu helfen wäre; nicht anders als die Jünger auf Golgatha auf das Kreuz Jesu sehen, blicken wir ohnmächtig auf das ihre. Es bleibt uns nichts als das Gebet und die Barmherzigkeit, die Fliehenden bei uns aufzunehmen. Und müssen beklagen, dass in unserem Land Menschen ihre Herzen verhärten und feindselig auf die Fremden sehen.
Es ist zu unseren Zeiten, wie es damals war – die in diesen Tagen verletzt, betrübt auf dem Weg an die Gräber sind, verzweifeln an den Umständen, leiden an der Realität des Lebens, die den Boden schwanken lässt. Sie empfinden und fühlen nicht anders als die Frauen, bevor an jenem Ostermorgen das Wunder geschah und sie den Auferstandenen sahen. Die Sache Jesu ging weiter, sein Ruf zu Umkehr und Nächstenliebe wurde die Zeiten hindurch von der »Wolke der Zeugen« in die Welt getragen.
Jesus blieb nicht im Tod; die Jüngerinnen und Jünger sind dem Lebendigen begegnet. Unverhofft wurde ihnen Zukunft eröffnet; und wir stimmen ein in ihren Ruf: Der Herr ist auferstanden! Wahrhaftig! Ostern feiern wir ein Christusfest, eine Feierstunde der Hoffnung, die uns trägt angesichts der Realitäten der Welt. Der Apostel Paulus fasst die Haltung des Glaubens zusammen »in Ängsten – und siehe wir leben«. (2. Korintherbrief 6)
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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