Trauernde sollten nicht allein sein. Darauf macht der bundesweite »Tag des Friedhofs« am Sonntag aufmerksam. Ein Friedhof zeigt auch: Lange vor euch sind Menschen gegangen. Deren Angehörige haben ihren Schmerz anders ausgedrückt. Der Kontrast zur heutigen Begräbniskultur ist scharf. Nüchternheit, Sparsamkeit dominieren. Als sollten die Toten versteckt werden. Friedhöfe sind ein Spiegelbild der Gesellschaft.
So vielfältig die Lebensformen heute, so vielfältig könnten auch Grabdenkmale sein. Friedhofssatzungen setzen Grenzen. Sinnvolle, wenn sie für pietätvolles Gedenken sorgen. Sie sollten aber nicht so restriktiv sein, dass sie authentischen Ausdruck von Erinnerung beschneiden. Der kann ruhig mal ungewöhnlich sein. So, wie die Menschen im Leben waren.
Auch was Nation, Sprache und Religion betrifft, wird die Vielfalt zunehmen. Früher hatte häufig jede Religion im Ort ihren eigenen Friedhof. Unsere Religion verbindet uns als Gemeinschaft, sagt das uns Nachgeborenen. Heute spielt für die meisten im Osten Deutschlands Religion keine Rolle mehr, nicht einmal im Tod. Auf kommunalen Friedhöfen wird das sichtbar.
Paradoxerweise lassen sich mancherorts gerade dort seit einigen Jahren Menschen beerdigen, für die Religion noch gemeinschaftsbildende Funktion hat. In Dresden zum Beispiel gibt es seit 2012 auf dem städtischen Heidefriedhof ein muslimisches Gräberfeld. Ende des Monats wird auch ein buddhistisches eröffnet. Auf einem anderen stillgelegten Friedhof finden Flüchtlinge eine grüne Oase zur Erholung.
Die Areale werden so zu Begegnungsorten von Trauernden verschiedener Kulturen und Religionen. Friedlichen, wie der Name Friedhof sagt.