Hat die Leitung des Theologischen Seminars Leipzig (ThSL) 1988 auf politischen Druck hin ein Exmatrikulationsverfahren gegen den Studenten Rainer Müller in Gang gesetzt, wie er in einem Sonntag-Artikel behauptete? Theologieprofessor Christoph Kähler, damals sein Rektor, nennt dagegen fehlende Studienleistungen als Grund für die Exmatrikulation, die Müller selbst beantragte. Aus einem Streitgespräch zwischen Erinnerungen und Akten.
Streitgespräch zwischen Rainer Müller (l.) und Christoph Kähler (M.), moderiert von Redakteur Uwe Naumann (r.) ©
Jan Adler
Vorgeschichte: Rainer Müller war seit 1987 Student am ThSL. Gleichzeitig gestaltete er als Sprecher der oppositionellen kirchlichen Basisgruppe »Arbeitskreis Gerechtigkeit« die Friedensgebete in der Nikolaikirche mit. Die Staatssicherheit bearbeitete ihn im Operativen Vorgang »Märtyrer«.
Der Konflikt spitzte sich also zu beim Friedensgebet in der Nikolaikirche am 29. August 1988?
Kähler: Genau. Ich war zwar nicht da, aber die Szene ist mir von einem Freund sehr genau geschildert worden. Und das war schon heftig, wenn ein nicht in der Nikolaikirche Angestellter im Gottesdienst die Orgel abstellt und dann Dinge verlesen werden sollten, die der Hausherr nicht zulassen wollte.
Müller: Obwohl er es zugesagt hatte.
Kähler: Gut, das wusste ich nicht, abe