Lieber Herr Gärtner.,
es ist nicht verharmlosend und naiv, was Sie da von sich geben. Es klingt, wie in dem meisten "Berichten" in vielen anderen Medien; nach linker unterstützender Journalie! Ein wenig mehr , zumal in einer "KIrchenzeitung", sollte man schon von Ihnen erten können!
Manchmal möchte man als Journalist verzweifeln – an den Kollegen, an Fernsehzuschauern, Zeitungslesern, an unser aller Sensationsgier. Anfangs gab es noch Berichte vom originellen, friedlichen Protest gegen diesen Hamburger G-20-Gipfel der Hauptverantwortlichen für Umweltzerstörung, Elend und Fluchtursachen. Straßentheater, kluge Reden und Debatten luden zum Nachdenken ein darüber, was der widergöttlichen Raffgier-Globalisierung wirklich gefährlich werden könnte: Alternativen.
Doch so wie die Karossen der Großen auffuhren, liefen die Gewalttäter Amok. Und abermals geschah, was immer geschieht: behelmte Fotografen und Kamerateams auf der Jagd nach den schlimmsten Bildern von der Gewaltorgie. Doch wer auf sie zeigt, bei dem zeigen drei Finger auf ihn selbst. Oder hat wer die Fotos von Wasserwerfern gegen Flaschenwerfer überblättert, weggeklickt, die Filmberichte weggezappt? Wer hat nicht gegiert nach diesen Pulsbeschleunigern, unserem armseligen Anteil am Adrenalinrausch, um den es den Chaoten ausschließlich geht?
Aber was sind schon Tische mit Faltblättern gegen nächtliche Bürgerkriegsszenen? Das Fatale ist diese sich selbst organisierende Geschäftsbeziehung auf dem Markt der Bilder: zwischen Randalierern, Berichterstattern, Voyeuren. Fast möchte man eine Verschwörungstheorie dafür entwickeln.
Denn kaum, dass die letzte Schuldzuweisung an die Anderen für den großen Krawall verklungen ist, kreuzt die breite Kehrmaschine des Vergessens durch Hamburgs Straßen. Was tatsächlich die selbstmörderische Richtung der Weltwirtschaft ändern könnte, ist wieder einmal in viel Lärm untergegangen. Und die G-20-Chefs können weiter regieren wie ehedem.
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