Dieser Sonntag, wie jeder weitere auch - gehört dem Guten Hirten. Die Menschheit hat Gott im Bild des Guten Hirten zum ersten Mal wirklich gefunden. Das Bild ist alt - die Antike hat ihren freundlichen Poimander (der sorgsame Schäfer) unter die Obhut der Kirche gestellt - und uns dieses schöne Thema hinterlassen. Der gute Hirte ist nicht nur der Führer einer Herde, sondern er hilft dem verirrten einzelnen Schaf. Auf seinen Schultern trägt er es in die Welt zurück, in der es gut und gerne leben kann, und kein Opfer werden muss. Es ist klar, dass nicht nur die Kirchen intern gute Hirten brauchen, gute Herdenführer und gute Retter, sondern die Gesamtgesellschaft auch. Ein guter Hirte führt seine Tiere nicht ins Schlachthaus, sondern beschützt sie vor solchen Orten. Dazu hat er als Helfer gezähmte Wölfe - Hunde. Diese Tiere muss er natürlich auch lieben, - aber die richtigen Wölfe wirksam abwehren. Das Johannesevangelium legt Jesus deshalb folgende Worte in den Mund: „Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer nicht zur Tür eingeht in den Schafstall, sondern steigt anderswo hinein, der ist ein Dieb und ein Mörder … Einem Fremden folgen die Schafe nicht, sondern fliehen von ihm; denn sie kennen des Fremden Stimme nicht. … Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Ich bin der Gute Hirte. Der gute Hirte läßt sein Leben für die Schafe. Der Mietling aber, der nicht Hirte ist, des die Schafe nicht eigen sind, sieht den Wolf kommen und verläßt die Schafe und flieht; und der Wolf erhascht und zerstreut die Schafe.“ (Johannesevangelium 10,1ff)
Der Hirte ist nicht dafür angestellt, eine illustre Herde aus Schafen und Wölfen zu bilden. Seine Aufgabe wird bleiben, die Welt der friedlichen Schafe vor dem Einbrechen des Wolfs zu schützen. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Hör auf die Stimme!
Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben.Johannes, Vers 11,27.28Hör auf die Stimme – wochenlang hielt sich dieses Lied von Mark Forster und Felix Jaehn in den deutschen Charts.
Hör auf die Stimme – doch auf welche? Viele Stimmen erreichen mein Ohr. Manche laut und aufdringlich, andere leise flüsternd, kaum vernehmbar. Einzelne Stimmen kämpfen besonders hartnäckig um meine Aufmerksamkeit. Als Werbung für bestimmte Produkte, die ich kaufen soll. Oder als politische Meinung, die ich teilen soll. Da werden komplexe Zusammenhänge in simple Parolen eingedampft – viel heiße Luft, die den Verstand vernebelt. Wiederholt geäußert, wollen sie von mir gehört und geglaubt werden.
Hör auf die Stimme – welche Stimme hat mir etwas zu sagen? Das mittelalterliche Lehnswesen kannte den Status der Hörigen. Das waren Bauern, die zu dem Land gehörten, das sie für einen Grundherrn beackerten. Dem Grundherrn gehörte die Arbeitskraft der Bauern, darum mussten die Hörigen auf ihn hören und seine Forderungen erfüllen.
Hör auf die Stimme – auf wen höre ich? Wem gehorche ich? Als Christinnen und Christen gehören wir zu Jesus Christus. Darum hören wir auf ihn. Er hat uns etwas zu sagen: »Liebt eure Feinde! Selig sind, die Frieden stiften, die nach Gerechtigkeit trachten. Tut, wie ich euch getan habe!«
Das sind nicht nur Worte, die an unser Ohr dringen. Das ist keine heiße Luft, die auf Abgrenzung setzt. Es ist seine Stimme, die den Unterschied macht. Die tröstet. Die motiviert. Voll göttlicher Liebe zu allen Menschen sucht sie, was dem Leben dient. Diese Stimme geht zu Herzen und setzt in Bewegung. Also: Hör auf die Stimme!
Sehr gut Herr Schollmeyer! Ihr Wort in das Ohr so mancher unserer aktuellen Politiker und Kirchenhirten heute!
dankeschön, lieber Herr Schollmeyer, Sie schreiben immer so schöne Gedichte und Geschichten, hatten Sie nicht auch eine Homepage, wo man das nachlesen konnte?
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