Anlässlich des 350. Geburtstages des frühen Pietisten Gottfried Arnold veranstaltet die Union Evangelischer Kirchen in der EKD am 9. März eine bundesweite Tagung in Annaberg-Buchholz.
Namhafte Historiker und Kirchengeschichtler werden dazu in die Geburtsstadt des Theologen reisen, teilte die Stadtverwaltung mit. Die Referenten gehen vor allem auf Arnolds Wirken in Dresden, Wittenberg Allstedt sowie in Werben und Perleberg ein. Tagungsstätte ist das Hotel »Wilder Mann« am Annaberger Markt.
Gottfried Arnold wurde 1666 in Annaberg geboren. Er war ein radikaler Pietist, der seinen evangelischen Glauben an den Maßstäben der Urgemeinde ausrichtete. Dadurch geriet er zeitweise in Gegensatz zur evangelischen Kirche. In seiner wichtigsten Veröffentlichung, der »Unparteiische(n) Kirchen- und Ketzer-Historie« von 1699 verteidigte er die von der Kirche verfolgten sog. »Ketzer« und sah in ihnen vor allem fruchtbare Erneuerer der Kirche und des christlichen Glaubens.
Arnold ist eine der Hauptgestalten des Pietismus. Der Pietismus ist eine europäische Erneuerungsbewegung besonders innerhalb der evangelischen Kirche ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Er wollte das Anliegen der Reformation weiterführen und den christlichen Glauben sowie die Gestalt der Kirche an den biblischen Vorgaben ausrichten. Dabei legt der Pietismus besonders Wert auf die Verinnerlichung des Glaubens und die persönliche Hinwendung des Menschen zu Gott.
Ideengeschichtlich ist der Pietismus von großer kultureller Wirkung. Die Aufklärung wäre ohne den Pietismus nicht möglich gewesen. Die genaue Beobachtung der eigenen Innerlichkeit, der Betonung des Gewissens und die verantwortliche Lebensführung haben etwa die die Musik J.S. Bachs, die Romantik, die Literaturgeschichte und puritanische Bewegung mit ihren prägenden Einflüssen für die Sozialgestalt der USA ebenso geprägt wie zahlreiche diakonische Einrichtungen in Deutschland und Europa. Bedeutsame Pietisten waren Philipp Jacob Spener, August Hermann Francke und Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf.
Interessierte Bürger sind am Abend zu zwei öffentlichen Vorträgen ins Haus des Gastes »Erzhammer« eingeladen. Ab 19.30 Uhr richtet der Rektor des Dresdner Diakonissenhauses Dr. Thilo Daniel mit dem Vortrag »Gottfried Arnold und die Fritzianer« einen aufschlussreichen Blick auf den Pietismus. Der Leiter der städtischen Museen in Annaberg-Buchholz, Wolfgang Blaschke, wird über die Schulgeschichte der Bergstadt sprechen, denn Gottfried Arnold war der Sohn des Rektors der dortigen Lateinschule gewesen.
Abendvorträge im »Erzhammer« in Annaberg-Buchholz am 9.3. um 19.30 Uhr:
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Rektor Dr. Thilo Daniel zu »Gottfried Arnold und die „Fritzianer“ – Ein Blick auf den Pietismus mit Martin Schmidt und Guntram Vesper«
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Wolfgang Blaschke, M.A., zur »Schulgeschichte Annabergs in der frühen Neuzeit – von Johannes Rivius bis Gottfried Arnold«
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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