Über die Herausforderungen der kirchlichen Baupflege anlässlich ihres Jubiläums sprach Uwe Naumann mit Katrin Tauber, Baureferentin im Landeskirchenamt Dresden.
Frau Tauber, ist die Kirchliche Baupflege in Sachsen nicht älter als 50 Jahre?
Katrin Tauber: Streng genommen ja: Bereits seit 1963 hatte die Landeskirche einige Architekten für Baupflege angestellt, die allerdings noch den damals freischaffenden Kollegen zugeordnet waren. Wir feiern in diesem Jahr das 50-jährige Jubiläum des Einrichten einer »echten« landeskirchlichen Dienststelle in Dresden. Anlass, zurück und nach vorn zu schauen.
Dann tun wir das: Vor 50 Jahren hatte die Baupflege eigene Baubrigaden, hat selbst gezeichnet, berechnet, geplant. Heute müssen die Gemeinden alles selbst organisieren – und bezahlen. Wozu gibt es die Baupflege noch?
Die Baupfleger sind heute für die Kirchgemeinden eher projektsteuernd tätig, gerade am Anfang, wenn es noch keinen Planer und Architekten gibt. Sie sind Fachberater vor Ort, haben die Gebäudekonzeption im Blick. Sie helfen Fördermittel zu beschaffen, achten auf Einhaltung der kirchlichen Bauordnung und verhandeln mit der Denkmalpflege.
Vor zehn Jahren wurde überlegt, die Baupflege radikal zu kürzen. Ist es absehbar, dass Gemeinden für Baupflege und -beratung bald bezahlen müssen?
Nein, das ist nicht geplant und es wäre wirklich schlecht, vor allem für jene Gemeinden, die keine Bauexperten haben. Die Gemeinden würden sich gute Beratung dann nicht mehr leisten können und möglicherweise Baumaßnahmen teurer als notwendig umsetzen müssen.
Müssen Gemeinden bei sinkenden Gemeindegliederzahlen künftig Gebäude abgeben?
Perspektivisch auf jeden Fall.
In welcher Größenordnung?
Ob von den etwa 4000 Gebäuden, die keine Kirchen sind, vielleicht ein Viertel abzugeben sind oder etwas weniger oder mehr, das ist schwer zu sagen.
Und von den 1500 Kirchen?
Kirchen werden nur sehr selten abgegeben. Hier geht es eher um die Konsequenzen, wenn sie kaum oder nicht mehr in Nutzung sind.
Was erwarten Sie für die nächsten 50 Jahre?
Gemeinden müssen mehr Eigeninitiative entwickeln, ihre Gebäude zu erhalten und zu verwalten. Das wird schwieriger, personell und finanziell. Gerade im ländlichen Bereich wird die Vernetzung mit der politischen Gemeinde und die Nutzungserweiterung der Kirchen notwendig werden. Da hoffe ich auf Kreativität und Mut, auch von der Baupflege.
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Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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