Ob das der richtige Weg ist - immer neue Schuldbekenntnisse - die Symbolkraft solcher Gesten schwindet natürlich auch mit zunehmendem Gebrauch. Wohin geht das? Wieviel kommt dann noch?
- Die Schuld an der Kolonisierung Amerikas?
- Die Schuld an den Kreuzzügen?
- Die Schuld an den innerchristlichen Kriegen aller Zeiten?
- Die Schuld an....
Reicht es wirklich nicht aus, dass all das tatsächlich heutzutage allgemein und auch innerhalb der Kirchen und der Universitätstheologie an den Fakultäten beider Konfessionen natürlich sehr kritisch gesehen wird? Wer bei einer solchen Diskussionslage Schuldbekenntnisse fordert, unterstellt offenbar, dass eine kritische Bewertung der Geschichte anders nicht möglich ist - mithin also die christlichen Kirchen all das nach wie vor billigen. Das ist Unsinn - und das dürfte auch Speyerer Historikern bekannt sein.
Und dann kommen ja auch die anderen noch dran:
- Die Schuld der Muslime an der Eroberung und Islamisierung der biblischen Länder, Nordafrikas und der heutigen (und ehemals byzantinischen / christlichen) Türkei?
- Die Schuld der Mongolen an der Zerstörung Osteuropas und des Orients im Mittelalter?
- Die Schuld der europäischen Großmächte für das Führen des 30jährigen Krieges vorrangig auf mitteleuropäischem Boden?
- Die Schuld der Franzosen für den Überfall auf Russland und zahlreiche andere europäische Länder unter Napoleon?
- Die Schuld an....
Kommen wir auf diesem Wege wirklich voran? Wäre es nicht wichtiger, die richtigen Lehren aus der Geschichte zu ziehen? Und - sind da die Kirchen Mitteleuropas wirklich so lernunfähig? Ich glaube nicht. Es gibt wohl kaum eine Religionsgemeinschaft auf Erden, die ihre eigene Geschichte so kritisch bewertet wie das Christentum.
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