Die Sächsische Landesbibliothek hat den umfangreichen Nachlass des früheren Dresdner Kreuzorganisten Herbert Collum (1914-1982) erworben. In den insgesamt 27 Kisten seien bisher kaum zugängliche Materialien zum Leben und Wirken des Musikers und Komponisten enthalten, sagte Barbara Wiermann, Leiterin der Musikabteilung der Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) am Montag bei der Präsentation der Archivalien. Unter den Dokumenten seien auch alle Autografe seines kompositorischen Schaffens darunter Werke der Kammermusik, der Vokalmusik, symphonische Werke, Orgelmusik und ein Opernentwurf.
Von besonderem historischem Wert seien private und dienstliche Korrespondenzen über die Bedingungen des Dresdener Musiklebens zu Zeiten des Nationalsozialismus und der DDR. Erhalten seien zudem Kritiken, Konzertprogramme und Konzertplakate. Der Nachlass erhält darüber hinaus 250 Tonbänder, darunter Mitschnitte von Uraufführungen der Werke Collums. Collum war 1935 mit 20 Jahren als Organist an die Dresdner Kreuzkirche berufen worden und übte das Amt bis zu seinem Tod 1982 aus.
Den Nachlass hat die Landesbibliothek nach eigenen Angaben von dem Sohn des früheren Kreuzorganisten, Christian Collum (Köln), erworben. Die Kaufsumme wurde nicht genannt. Die Archivalien sollen erschlossen und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Zum Teil würden sie auch digitalisiert, hieß es.
Im Vergleich zum Dresdner Kreuzkantor Rudolf Mauersberger (1889-1971) sei die Biografie Collums weitgehend unerforscht, sagte der Dresdner Musikwissenschaftler Wolfgang Mende. Der Nachlass biete nun die Möglichkeit, an seiner Person ein Stück Musikgeschichte von der NS-Zeit bis in die DDR hinein nachzuzeichnen. Der Bestand enthalte nahezu lückenlos Material aus den frühen 30er Jahren bis zu seinem Tod. Nachvollziehbar sei auch die Verflechtung des Musikers in den jeweiligen Regimen.
Herbert Collum wurde 1914 in Leipzig geboren und studierte dort am Landeskonservatorium Musik. Bereits als junger Musiker war er international gefragt, die DDR schränkte allerdings seine Reisemöglichkeiten später erheblich ein. Erfolglos bewarb er sich zudem um das Amt des Leipziger Thomaskantors und als Kantor des Dresdner Kreuzchores.
Die Sächsische Landesbibliothek in Dresden lädt am Dienstag, 7. März, 19 Uhr, zu einem öffentlichen Vortrag zum erwobenen Nachlass Herbert Collums ein. Anwesend ist auch der Sohn Christian Collum. Die Vortragsveranstaltung „Herbert Collum im Zentrum – Vortrag und Quellenpräsentation“ findet im Rahmen der Finissage der Ausstellung „800 Jahre Kreuzchor? Fragen an die älteste Musikinstitution Dresdens“ statt. Ort: Zentralbibliothek (Zellescher Weg 18).
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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