Die slawische Minderheit der Sorben in der Lausitz erhebt Einspruch gegen ein Bundestagswahlplakat der AfD. »Wir finden es sehr befremdlich, wenn wir im Zusammenhang mit polemischen und fremdenfeindlichen Kampagnen gezeigt werden«, zitiert die in Dresden erscheinende »Sächsische Zeitung« (Donnerstag) den Direktor der Stiftung für das sorbische Volk, Jan Budar. Auf dem Wahlplakat der rechtspopulistischen Partei ist neben einer Frau in Trachten aus dem Schwarzwald auch eine Niedersorbin in traditionellem Gewand zu sehen. Darüber prangt der Schriftzug »Bunte Vielfalt? Haben wir schon.«
Der Vorsitzende des sorbischen Dachverbandes Domowina, David Statnik, sagte der Zeitung, die sorbische Kultur sei nicht dazu geeignet, gegen Zuwanderer zu polemisieren. Es sei gefährlich, wenn mit einer Minderheit geworben werde, um andere Menschen auszugrenzen. Die Domowina stehe für eine offene Gesellschaft, betonte Statnik.
Bereits am Wochenende hatte eine Gruppe von Wissenschaftlern in Bautzen dem Bericht zufolge in Reaktion auf das Plakat die Sorben und Wenden verteidigt. Die Forscher warfen der AfD vor, die Tracht zu instrumentalisieren, um Deutschland als ein Land zu zeigen, das kulturelle Einflüsse durch Zuwanderung ablehne.
Die Sorben und Wenden sind als einheimische slawische Minderheit in Deutschland durch die Verfassungen von Brandenburg und Sachsen geschützt. Laut Schätzungen leben in der Lausitz in den Bundesländern insgesamt rund 60 000 Sorben. Trotz Assimilierungsversuchen früherer Herrscher und Regierungen haben sie ihre eigene Sprache und ein vielfältiges Brauchtum bewahrt.