Begeistert Geld geben
Abgeben: Die Kirche fürchtet sich vor sinkenden Einnahmen – dabei gibt es in der Bibel ein Rezept für das Spenden des Zehnten. Er eröffnet neue Wege. Und froh machen kann er auch.Wenn es ums Geld geht, hört die Freundschaft auf. Wie ernst das ist, kann man bei den Diskussionen zur Strukturreform der Landeskirche erleben. In der St.-Michaelis-Kirchgemeinde in Plauen ist das anders. Wenn man hier nach dem Geld fragt, das die Gemeindeglieder spenden, kommen sie geradezu ins Schwärmen. Sie geben den Zehnten und das mache froh, erzählen sie.
Sie verweisen dabei auf die Bibel und zitieren den Propheten Maleachi. Dort steht, dass Gott Segen in Fülle geben will, wenn man den zehnten Teil der Ernte in den Tempel bringt. »Wir machen das, weil es biblisch ist«, erklärt Ulrich Greiner. Seine Familie hat dafür ein eigenes Konto angelegt. Dort kommen jeden Monat automatisch zehn Prozent vom Gehalt drauf. Sie sind sich einig: Man wird nicht ärmer davon. Im Gegenteil: Sie haben den Eindruck, mehr zu haben. Das hängt wohl auch daran, dass man bewusster mit dem umgeht, was man hat.
Dimitri Wander hat sich selbstständig gemacht. Es war eine heikle Situation. Doch er habe Frieden bekommen, seit er den Zehnten gibt, sagt er. Nun beherrsche ihn nicht mehr die Frage, ob genug Patienten in seine Naturheilpraxis kommen. Er will Gott vertrauen, dass der ihn versorgt.
Mit dem Geld des Zehnten unterstützen die Plauener Christen nicht nur die eigene Gemeinde. »Es macht Freude, zu helfen, wenn jemand in Not ist«, sagt Gudrun Löscher, die schon seit Jahrzehnten nach diesem Grundsatz gibt. Jeder gibt dort, wo es ihm wichtig ist – die einen für den CVJM, anderen für den Lebensschutzverein Kaleb oder das Schniewindhaus.
»Es macht etwas mit dem Herzen und es macht etwas mit der Gemeinde«, sagt Hartmut Kreisig und erklärt, dass man dadurch aus der passiven Haltung heraus in eine aktive Rolle komme. »Dann ist es nicht mehr die Kirche, sondern meine Kirche«, sagt er. Dabei hat er auch die angekündigten Veränderungen durch die Strukturreform im Blick. »Wir geben unser Geld dorthin, wo wir geistliche Nahrung finden. Dann kann jemand davon hauptamtlich angestellt werden«, sagt Verena Bude.
Der Unternehmer Frieder Strobel rechnet vor, dass zehn Personen, die ihren Zehnten geben, das Gehalt für einen Hauptamtlichen einbringen. So sei das bei den Stämmen Israels in der Bibel auch gewesen: Die kamen mit ihrem Zehnten für die Leviten und Priester auf. Der Unternehmer hat das Geben des Zehnten gleich im Gesellschaftervertrag seiner GmbH festgeschrieben. »Eine Steuer ist eine Zwangsabgabe«, erklärt er, »der Zehnte ist eine freiwillige Gabe aus Dankbarkeit. Da liegt Gottes Verheißung drauf.«
Gleichzeitig fragt der Unternehmer Frieder Strobel kritisch nach, ob das Finanzierungssystem der Landeskirche dem entspricht, was die Bibel mitgegeben hat. »Lässt sich die Kirche vom Heiligen Geist regieren oder vom Kirchenkonto?«
Mit ihrem Zehnten wollen diese Plauener Christen ihre Gemeinde in der Strukturreform unabhängig erhalten. Sie sind der Meinung, dass die Finanzierung nach Mitgliederzahlen nicht zielführend ist. Es sei besser, sich an den aktiven Mitgliedern oder an den Gottesdienstbesuchern zu orientieren.
Überhaupt ist man hier der Meinung, dass die Kirche besser in Menschen statt in Gebäude investieren sollte. »Die Frage nach dem Zehnten wird an Bedeutung gewinnen, weil es in Zukunft ans Eingemachte geht«, sagt Cornelia Greiner vom Kirchenvorstand der Plauener St.-Michaelis-Gemeinde und ergänzt: »Mit dieser Methode haben wir es selbst in der Hand, was aus unserer Gemeinde wird.« Wenn jeder den Zehnten gibt, ist für jeden gesorgt, davon ist sie überzeugt.
Teilnehmer: 29
Es kommt natuerlich auf den persoenlichen Steuersatz an. Und 9% von 10% sind da natuerlich nur 0,9% der Gesamtsumme, waehrend 9% von 42% eben fast 4% der Gesamtsumme sind, pure Mathematik.
Wenn ich natuerlich einen Gemeindepaedagogen mitfinanzieren soll, wuerde ich mir den genau anschauen, denn fuer eine Indoktrination meiner Kinder wuerde ich natuerlich kein Geld ausgeben. Das habe ich jetzt so plastisch geschrieben, da die Kirche natuerlich dann auch andere Bestimmer hat - wes Brot ich ess...
So ist es sicher besser, Projekte mitzufinanzieren, mit denen man sich im kirchlichen Sinne identifizieren kann. Und es gibt im kirchlichen Bereich und im kirchlichen Umfeld in diesem Land genug Probleme, bei deren Bewaeltigung man mithelfen kann.
Liebe Britta,
"Der Kirchensteuersatz beträgt derzeit (2011) in Bayern und Baden-Württemberg 8 %, in den übrigen Bundesländern 9 % der Einkommensteuer. Bemessungsgrundlage für die Kirchensteuer ist die veranlagte und im Abzugsverfahren erhobene Einkommensteuer.
Auch im Rahmen der Kapitalertragsteuer wird die Kirchensteuer mit 8 % bzw. 9 % berücksichtigt."
habe ich gegoogelt. Welche anderen Pflichtabgaben an die Kirche meinst Du?
Johannes
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