Rettungsgasse bilden
Bereitet dem Herrn den Weg, denn siehe, der Herr kommt gewaltig. (Jesaja 40)Stoßstange an Stoßstange stehen sie in Zweierreihe dicht hintereinander, wie auf einer Lichterkette gefädelt – Lkws, Busse, Limousinen, schnelle Sportwagen. Alle hatten sie es eilig. Plötzlich: ausgebremst, auf der Überholspur zum Stillstand verurteilt, zum Warten gezwungen, unfreiwillig gefangen im eigenen Blechkäfig. Immobil im Mobile.
Ausbrechen – unmöglich. Wer jetzt kein Radio hat, keinen Beifahrer, kein spannendes Hörbuch, muss mit sich alleine klarkommen. Zur Ruhe finden: Da vorn ist wahrscheinlich jemand in höchste Not geraten. Ein Unfall? Wie schlimm wird es sein? Kann man schon das Martinshorn hören? Hoffentlich kommen sie flott durch! Gott sei Dank, dass es mich nicht erwischt. Und: Erbarme Dich, HERR, über die Opfer, sei bei den Rettern.
Rechts und links der Rettungsgasse ist nichts als Geduld gefordert. Geduld aus Solidarität mit denen, die auf rasche Hilfe angewiesen sind. Warten kann freilich anstrengend sein, in diesem Fall ist es in doppelter Hinsicht heilsam: Jetzt geht es einmal nicht um mich und meine Pläne. Jetzt haben andere Vorfahrt. Jetzt trete ich beiseite und stelle mich hinten an. Vielleicht mischt sich Gott in meine Gedanken ein.
Warten – wie oft standen die Israeliten im fernen Babylon so an den Rändern der Prachtstraßen und hofften auf die Ankunft eines Retters. Jesaja hat das miterlebt. Doch dann kamen nur triumphierende Truppen aus dem Krieg zurück. Advent der Gewinner. Solchen fällt auch heute nichts anderes als Party ein, um sich im Gefühlsstau die Zeit zu vertreiben. Sind jene noch im Blick, die am Rande stehen oder Hilfe brauchen? Gibt es eine Vorfahrtsregel für Trost und Zuwendung? Advent – für andere beiseite treten, dem Retter nicht im Wege stehen.
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