Nach zähem Ringen in der Kohlekommission hat sich Sachsen gerade auf ein Ende der Braunkohleverstromung im Jahre 2038 eingelassen. Die weltweite Bewegung »Fridays for Future« will bis 2030 Schluss machen mit der Nutzung dieser fossilen Brennstoffe. Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) erklärt im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd), warum er darin trotzdem eine einzigartige Chance sieht und wie die Erwachsenengeneration mit den Schülerprotesten umgehen sollte.
epd: Was halten Sie von den Schüler-Demonstrationen unter der Motto »Fridays for Future«?
Kretschmer: Ich höre derzeit häufig, dass die Schülerinnen und Schüler die Schulpflicht nicht verletzen sollten. Das finde ich ehrlich gesagt viel zu kurz gesprungen! Deshalb veranstalten wir am 22. Juni eine Klimakonferenz für sächsische Schülerinnen und Schüler. Dabei sein werden die gleichen Experten, die die Bundesregierung beraten haben – diesmal, um mit den Jugendlichen zu sprechen. Daraus soll am Ende ein Aktionsplan entstehen, der die Frage beantwortet: »Was können wir tun?«. Für uns als Christen ist es eine Selbstverpflichtung, die Schöpfung zu bewahren. Es sollte aber für uns alle eine Selbstverständlichkeit sein. Es gibt daher aus meiner Sicht überhaupt keinen Grund, den Schülerprotesten skeptisch gegenüberzustehen. Wir sollten in die Gespräche reingehen und die Chance nutzen, dass sich junge Menschen für Politik interessieren.
epd: Bei den konkreten Zielstellungen dürften die Vorstellungen allerdings weit auseinandergehen? Sie stehen zum mühsam gefundenen Kompromiss, 2038 aus der Kohle aussteigen. Die jungen Klimaaktivisten wollen spätestens 2030 raus.
Kretschmer: Ich sehe eine Chance darin, dass sich jetzt viele Menschen für dieses Thema interessieren. Wir können über unsere Beweggründe sprechen, die Umweltschützer in der Kohlekommission und auch uns dazu gebracht haben, als Ausstiegsdatum Ende 2038 festzuschreiben. Man muss unsere Einschätzung am Ende natürlich nicht teilen und kann auch einen anderen Weg gehen. Aber um Verständnis dafür zu werben, warum wir diesem Datum zugestimmt haben, darin liegt eine Chance für uns. Denn am Ende muss es uns gelingen, bei diesem so wichtigen Thema eine Versöhnung und einen gesellschaftlichen Konsens zu schaffen, auch zwischen Ökonomie und Ökologie. Das ist mit dem Ergebnis der Kohlekommission erreicht worden – jedenfalls aus Sicht der etablierten Experten und Verbände. Aus Sicht der jungen Leute trifft das sicherlich nicht zu. Und gerade deswegen ist es gut, dass wir jetzt darüber reden.
epd: Und mit dem Moment des zivilen Ungehorsams in diesen Protesten können Sie leben, also damit, dass die Mädchen und Jungen protestieren, statt zur Schule zu gehen?
Kretschmer: Ich empfinde das nicht als zivilen Ungehorsam. Es ist eine Form von Artikulation, die Aufmerksamkeit erzeugen soll. So sind junge Leute eben. Ich halte das für sehr normal. Wir sollten das jedenfalls ernstnehmen. Deshalb stehen die gleichen Leute, die die Bundesregierung im Freistaat beraten haben, für Gespräche mit den Schülerinnen und Schülern zur Verfügung. Daraus sollten wir gemeinsam konkrete Lösungsvorschläge entwickeln.
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