Gnade dir Gott!
Reformationsfest: Die Wiederentdeckung der göttlichen Gnade kann den Menschen bis heute von Erfolgszwängen befreien. Trotzdem bleibt unser Autor katholisch – aus gutem Grund.Man hat mich aufgefordert, 500 Jahre nach dem legendären Thesenanschlag Luthers, als Katholik in einer evangelischen Kirchenzeitung etwas über die »Rechtfertigung« zu schreiben. Was soll ich dazu sagen? Um es gleich vorwegzunehmen, ich wäre wohl auch damals nicht Luther gefolgt, sondern katholisch geblieben.
Keine Frage, vieles war damals reformbedürftig in der Christenheit. Einerseits hatte sich im 15. Jahrhundert eine beeindruckende glutvolle höchstpersönliche Spiritualität entwickelt. Die Künstler malten kleine Altarbilder, die der fromme wohlhabende Christ auf Reisen mit sich führen konnte. Andererseits blühte der Aberglaube und Geschäftemacher wie der berüchtigte Johannes Tetzel zogen den Leuten mit falscher Theologie das Geld aus der Tasche.
Da war die heftige Empörung des temperamentvollen Augustinermönchs Martin Luther nur zu gut verständlich, der aus tiefer religiöser Überzeugung heraus die Missstände anprangerte, die sich vielerorts eingeschlichen hatten. Vor allem war er aufgebracht darüber, dass die ganz unverdiente Gnade des allmächtigen Gottes den Menschen vorenthalten wurde. Allerdings war das nicht »die Kirche« und »die Theologie«, sondern das waren Tetzel und andere Dunkelmänner. Nicht zuletzt war es dann die Politik, die Luther zum Protagonisten eines Aufstands machte, der manchmal fast mehr gegen den – katholischen – Kaiser als gegen den Papst gerichtet war. Schon 1522 versuchte die Kirche konstruktiv zu reagieren, indem sie einen ausgezeichneten Mann zum Papst wählte, Adrian von Utrecht, einen hochgebildeten Niederdeutschen, der umgehend beim Regensburger Reichstag die Schuld Roms an der Reformation bekannte. In diesem Moment wäre eine wirkliche Reformation der gesamten Kirche noch möglich gewesen, doch Luther war nicht der Mann, geduldig nach Lösungen zu suchen: Er reagierte nicht. Bald starb auch der Papst und damit die Hoffnung auf Versöhnung.
Es bleibt Luthers Verdienst, den Menschen wieder die Gewissheit der unverdienten göttlichen Gnade in die Seele gelegt zu haben. Das hatte schon sein Ordensvater, der heilige Augustinus, getan, als der gegen die Donatisten wetterte, die glaubten, nur ein würdiger Priester könne gültig die Gnade Gottes in den Sakramenten weitergeben. Dagegen predigte Augustinus, dass ein noch so unwürdiger Priester die Gnade Gottes nicht abhalten könne. Wenn die göttliche Gnade von den kläglichen menschlichen Bemühungen abhängen würde, wäre das Evangelium keine frohe Botschaft.
Die Lehre von der Rechtfertigung des Menschen durch Gott ist eine befreiende Botschaft und sie hat Auswirkungen bis in den Alltag: Wir haben zur Feier des Endes der Pubertät unserer beiden Töchter ein großes Fest gegeben. Das war auch erforderlich, denn die Pubertät war ziemlich anstrengend. Da musste ich als Vater ein paar Worte sagen, und ich habe unseren Töchtern für das viele Gute gedankt, das sie getan haben.
Ich habe ihnen auch viel Glück gewünscht, aber ausdrücklich keinen Erfolg: »Denn Erfolg ist nicht wichtig im Leben. Man muss auch in der Schule keine guten Noten schreiben. Das ist nicht wichtig. Man soll vielmehr die Fähigkeiten, die der liebe Gott einem gegeben hat, fleißig einsetzen. Und ob man damit nachher Erfolg hat, das hängt von so vielen Zufällen ab, das ist nicht wirklich wichtig im Leben.« Das ist meine feste Überzeugung und diese Überzeugung kommt aus demselben Gottvertrauen, das Luther bewegte, als er vor 500 Jahren in begeisterten Worten die Rechtfertigung des Menschen allein durch Gott proklamierte.
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