4 Glaube und Alltag Nr. 1 vom 5. Januar 2014 Nr. 1 vom 5. Januar 2014 2. Sonntag nach Weihnachten 2. Sonntag nach Weihnachten Predigttext Komme, was da wolle Dem aber, der euch stärken kann … dem Gott, der allein weise ist, sei Ehre durch Jesus Christus in Ewigkeit! Amen. Römer 16,25a.27 Wem die jugendliche Naivi- tät abhanden gekommen ist, dass alles möglich wird, wenn man nur will, kommt am Beginn eines neuen Jahres ins Grübeln. Was wird auf mich zukommen in den nächs- ten zwölf Monaten an schönen Ta- gen und unerwarteten Schicksals- schlägen. Vielleicht ist man dank- bar, wenn sie vorbei sind. Oder es wird ein gutes Jahr, auf das man mit Freude und Dankbarkeit zurückbli- cken wird. Die Zukunft wird’s zeigen. Natürlich kann man etwas dafür tun, dass manches gelingt. Gute Vorsätze lassen sich umsetzen – wenn man den langen Atem dazu aufbringt. Wer seinen Mitmenschen freund- lich begegnet, kann darauf hoffen, dass er nicht alleingelassen wird. Wer sich für die Gemeinschaft ein- setzt, darf erwarten, dass sich man- ches zum Guten verändert. Wer auf seine Gesundheit achtet, bleibt vor selbst gemachten Krankheiten ver- schont. Und wer in allen Lebens- lagen versucht, im Sinne Christi zu handeln, wird sicher auch Er- folgserlebnisse dabei haben. Ga- rantieren lässt sich allerdings gar nichts davon. Christine Lässig Dazu kommt, dass uns selbst bei bestem Wissen und Gewissen durchaus nicht immer klar ist, wie gehandelt werden muss. Uns fehlt der Überblick. Wir sind persönlich und allesamt überfordert mit der Erwartung, immer das Richtige tun zu können. Unser Verstand ist be- grenzt, unsere eigenen Erfahrungen keineswegs allgemeingültig und unsere Kenntnisse Stückwerk. Man möchte sachgemäß handeln und das richtige Wort zur rechten Zeit sa- gen – aber das klappt nur manchmal. Da kommt uns der Predigttext entgegen, der Gott ins Spiel bringt, der weise ist und uns den Rücken stärken will. Ob dieser Schlusssatz des Römerbriefes echt paulinisch ist oder den Glauben eines späte- ren Zeitgenossen widerspiegelt, ist nicht klar. Gleichviel: Dieser selten gepredigte Text, der nur dann zum Zuge kommt, wenn es zwischen Neujahr und Epiphanias einen Sonntag gibt, sagt Grundsätzliches aus: Wir wissen Gott mit Rat und Tat an unserer Seite. Komme, was da wolle. Mit diesem Gottvertrauen und dem Versuch, dem Kind in der Krippe möglichst ähnlich zu werden, lässt sich das neue Jahr gelassen angehen. Mit Gottes Hilfe werden wir gute Tage dankbar erleben und schlechte Zeiten getrost überstehen. Zum Glück sind wir nicht nur auf unsere bescheidenen Möglichkeiten angewiesen. Christine Lässig, Pfarrerin i. R.,Weimar Bibellese Wochenlied: EG 51 oder 72 Leseordnung: Sonntag, 5. 1.: Psalm 138 Montag, 6. 1.: Johannes 3,14-21 Dienstag, 7. 1.: Joh 3,22-30 Mittwoch, 8. 1.: Joh 3,31-36 Donnerstag, 9. 1.: Joh 4,1-14 Freitag, 10. 1.: Joh 4,15-26 Samstag, 11. 1.: Joh 4,27-38 Predigttext: Römer 16,25-27 m o c a . i l o t o f – r e l l ü M n a i t s i r h C Epiphanias Es leuchtet der Stern. Viel kannst du nicht mitnehmen auf den Weg. Und viel geht dir unterwegs verloren. Lass es fahren. Gold der Liebe, Weihrauch der Sehnsucht, Myrrhe der Schmerzen hast du ja bei dir. Er wird sie annehmen. Karl Rahner : o t o F So wird der Horizont weit Was gegen Mutlosigkeit hilft – Gedanken zum Jahresbeginn Ich weiß gar nicht, warum ich das eigentlich alles noch tue, warum ich mich jeden Tag wieder aufraffen soll, von früh zeitig bis abends spät zu arbeiten? Es bleibt einfach nichts übrig«, berichtet mir ein Unternehmer. Dabei sieht äußerlich alles Top aus: modernste Maschinen, nachgefragte Produkte in hervorragender Qualität, motivierte Mitarbeiter, guter Umsatz. Mein Gegenüber wirkt mutlos und hat Angst es nicht mehr lange durchzuhal- ten. Wie soll es weitergehen? Ein Blick in die Medien unserer Tage zeigt ähnlich gestimmte Menschen zu Tausenden. In den Katastrophengebie- ten unserer Erde, über die wir etwas erfahren, die aber schnell wieder ver- gessen sind, leben Menschen, die zum und Überzeugungen. Manchmal sind es Ereignisse, die wir nicht selbst be- stimmen und nur sehr wenig beeinflus- sen können, die uns plötzlich aus der Bahn werfen. Eine schwere Krankheit oder ein Unfall stoppt unsere Pläne, eine Naturkatastrophe, ein Brand oder eine Straftat von außen vernichtet die Früchte unserer Arbeit, politische Feh- lentscheidungen engen unser Handeln ein. Mutlosigkeit macht sich dann breit, Angst. Manchmal die nackte Angst ums Überleben, manchmal nur die Angst, nicht noch mehr zu verlieren oder als Versager dazustehen. Wir versuchen uns selbst Mut zu- zusprechen. »Ich schaffe das schon irgendwie. Es muss doch auch wieder eine bessere Zeit kommen.« »Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen« Römer 8,28 wiederholten Mal Alles verloren haben und dann immer wieder vor der Frage stehen: Wo nehme ich die Kraft, die Mittel und den Mut her, um wieder neu zu beginnen? Wir machen uns Pläne für unser Le- ben, setzen viel dafür ein, dass sie auch Realität werden. Manches gelingt und macht uns froh, manchmal ist der Preis zu hoch und wir opfern Beziehungen Wir suchen uns Verbündete, die uns auch Mut machen. »Kopf hoch, das wird schon wieder.« Das hilft eine gewisse Zeit. Doch beim näheren Hin- schauen entpuppen sich viele gut gemeinte Worte im Ernstfall nur als Durchhalteparolen. Doch was ist, wenn ich mich am Ende meiner Kraft fühle, wenn ich merke, es geht nicht mehr? In solchen Situationen stellen Men- schen die Frage nach dem Sinn ihres Lebens. Zum Ausdruck kommt dies in einem Gefühl der Sinnlosigkeit, der Ohnmacht und der Erkenntnis, dass doch alles umsonst war. Immer nur aus Kleine Bibelkunde von Michael Greßler sich selbst Kraft und Mut zu gewinnen, führt uns an die Grenzen unserer Exis- tenz, die bei dem einen früher und bei dem anderen später erreicht ist. Die Suche nach dem Sinn wird dann zum einzig lohnenden Weg, meinem Leben etwas Positives abzugewinnen. Folgende Fragen können uns helfen: Woher komme ich? Wohin gehe ich? »Einfach nur Sein zu dürfen, ohne etwas zu leisten. Das ist der Ausweg« Wie komme ich dahin? Wer für sich diese Fragen positiv beantworten kann, bekommt eine andere Sicht auf sein Leben. Der Horizont wird weit und hilft, eine schwierige Situation anders zu be- urteilen. Die Katastrophe, das negative Ereignis ist deshalb nicht weg, aber es bekommt eine andere Bedeutung. Wir brauchen einen Sinn, der nicht in uns selber liegt, der nicht mit unserer eigenen Kraft schwindet. Wir brauchen einen Sinn, der uns von außen gegeben wird. Als Christ weiß ich, dass ich von Gott, meinem Schöpfer, komme und dass ich zu ihm gehe, um ewig mit ihm zusammen zu sein. Für die Zeit meines Lebens bietet er mir sein unbedingtes Ja, seine Zusage: »Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen« (Römer 8,28). Und beim Propheten Jesaja (43,1) heißt es: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! In diesem Du, das mir Gott zuspricht, bekommt mein Ich seinen Sinn. Damit lässt sich leben. Das macht mir Mut. »Wer Leistung fordert muss Sinn bie- ten.« So heißt eine wichtige Erkenntnis unserer Tage. Menschen fragen sich zunehmend: »Warum tue ich, was ich tue?« Sie haben ein Recht darauf von Führungskräften zu erfah- ren, worin der Sinn einer Arbeit, einer Aufgabe, einer Dienstleistung, eines Unternehmens besteht. Wenn Menschen keinen Sinn erkennen, stei- gen sie aus und suchen sich andere Be- tätigungsfelder. Sinnstiftung ist deshalb eine existenzielle Aufgabe unserer Zeit, im Großen wie im Kleinen. Der Unternehmer, der am Ende sei- ner Kraft ist sagte mir noch: »Mir ist klar geworden, dass ich mehr Zeiten brau- che, in der ich einfach nur auftanke bei Gott, einfach nur Sein zu dürfen, ohne etwas zu leisten.« Das ist der Ausweg. Matthias Knoth Der Autor ist zertifizierter Coach, Projekt- ingenieur und Seminarleiter. Er ist Studien- leiter von joung professionals Deutschland der Internationalen Vereinigung christli- cher Geschäftsleute (IVCG) 8 www.beratung-knoth.de Die Petrusbriefe und der Judasbrief Wir leben in einem Land und in ei- in Gottes Hand legen, dann wissen sie, wem sie es anvertrauen: Jenem Gott, der auch das Leiden kennt. Dem Gott der in Christus gelitten hat, und der im Leiden nahe ist. Leiden führt zu Solidarität – auch in- nerhalb der Gemeinde. Wo Menschen es schwer haben, halten sie besonders Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten« (1. Petr 1,3). Der erste Satz nach der Grußformel öffnet den Horizont, in dem christliches Leid gesehen werden darf: Es wird über- wunden werden von Gott. Das hat Gott bewiesen, als er sei- nen Sohn von den Toten auferweckt hat. Und das be- weist er immer neu, wenn er den Seinen vom Leid zum Leben hilft. ner Zeit, wo Christen keine Nach- teile zu fürchten haben. Das war nicht immer so. Auch hier wurden Christen noch vor wenigen Jahrzehnten benach- teiligt. Auch heute noch gibt es viele Länder, in denen Christen wegen ih- res Glaubens verfolgt und sogar getötet werden. Der Kirche ging und geht es (äußer- lich) keineswegs überall so gut wie im Deutschland des 21. Jahrhunderts. Der erste Petrusbrief ist an Christen geschrieben, die leiden mussten. Be- sonders hart traf es die Sklaven. Wer als christlicher Sklave einen heidnischen Herrn hatte, hatte es nicht unbedingt leicht. Davon lesen wir im 1. Petrusbrief 2,18-25. Im 1. Petrusbrief wird das Leid in Gottes Hände gelegt: »Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch« (1. Petr 5,7). Das ist nicht leichtfertig dahingesagt. Wenn Christen das Leid »Denn dazu seid ihr berufen …, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußtapfen …« 1. Petrusbrief 2,21 fest zusammen: »Dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat« (1.Petr 4,10). Leiden weckt Hoffnung. Gerade der erste Petrusbrief ist von der Zuversicht getragen, dass das Leid nicht das letzte Wort hat. »Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Zwei kleine Briefe sind dem ersten Petrusbrief zu- geordnet: Der zweite Petrusbrief und der Judasbrief. In beiden geht es eben- falls um Leiden. Aber um eine ganz be- sondere Form des Leidens: Leid, das sich eine Gemeinde selbst antut durch Streit und Irrlehre. Der zweite Petrusbrief ruft dazu auf, sich dadurch nicht im Glauben be- irren zu lassen. Stattdessen soll sich die Gemeinde fest an Gottes Wort halten (2. Petr 1,19ff). Der Judasbrief ist mit dem zweiten Kapitel des 2. Petrusbriefes nahezu identisch. Der Autor ist Pfarrer in der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.