Die vor 500 Jahren von Martin Luther (1483-1546) angestoßene Reformation hat nach Ansicht des Militärhistorikers Michael Epkenhans bis in die Gegenwart Auswirkungen im Alltag der Bundeswehr. "Auch heute beschäftigen sich Soldatinnen und Soldaten mit der ethischen Legitimität ihrer Aufträge und reflektieren ihr Handeln in Bezug auf die Frage, ob sie gut und richtig oder falsch entschieden haben", sagte der leitende Wissenschaftler des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam dem Evangelischen Pressedienst (epd). Luthers Schrift "Ob Kriegsleute auch in seligem Stande sein können" werde bis heute von Soldatinnen und Soldaten gelesen und diskutiert. An dem Forschungszentrum der Bundeswehr befassen sich bis Donnerstag etwa 100 Teilnehmer mit der Bedeutung der Reformation für das Militär.
Vor allem schärfe Luther den Soldatinnen und Soldaten ein, dass ihre Aufgabe darin bestehe, "Ordnung und Frieden in anarchischen und unfriedlichen Räumen herzustellen", betonte Epkenhans: "Kein Soldat soll aus Eigennutz kämpfen, sondern ausschließlich dafür, dass der bedrohte Nächste in Sicherheit sein Leben führen kann." Diese Grundüberlegungen fänden auch moderne Soldatinnen und Soldaten richtig.
Solche Fragen hätten schon einen "Militärdienstleister" beschäftigt, der einst im Bauernkrieg einen Söldnertrupp in die Schlacht von Frankenhausen geführt habe, sagte der Historiker. Er habe den Reformator Martin Luther gefragt: "Kommt ein Kriegsmann in den Himmel? Und wenn ja: Wie muss er sich als guter Kriegsmann verhalten?"
Die ethische Sensibilität in der Bundeswehr werde mit lebenskundlichem Unterricht der evangelischen und katholischen Militärseelsorge und politischer Bildung gezielt gefördert, sagte Epkenhans. Derzeit gäben gut 30 Prozent der Soldaten der Bundeswehr an, evangelisch zu sein, fast ebenso viele zählten zur katholischen Kirche, sagte Epkenhans: "Die Zeiten, in denen insbesondere das Offizierkorps evangelisch geprägt war, sind seit einem knappen halben Jahrhundert vorbei."
Zwar habe die Reformation zunächst zu heftigen, auch kriegerischen, Auseinandersetzungen geführt, betonte Epkenhans. Mit dem Westfälischen Frieden Mitte des 17. Jahrhunderts habe sich jedoch die Einsicht durchgesetzt, "dass Macht, Wahrheit und Recht voneinander unterschieden werden müssen". Die vor allem im 19. Jahrhundert insbesondere im deutschen Protestantismus entstandene nationalistische Überhöhung des eigenen Glaubens, die in den Ersten Weltkrieg gemündet habe, sei erst nach dem Zweiten Weltkrieg aufgegeben worden.
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