Durch Bilder die Bibel verstehen
Suzanne Lier erklärt das Alte Testament mit den großen Bildern der Kunstgeschichte – das liest sich fast wie ein Comic
Gleich das erste Bild ist ein Hingucker: Da sitzt König Saul in tiefen Schlaf versunken, den Kopf in die Hand gestützt. Hinter ihm steht David mit einem riesigen Dolch in der Hand – und schneidet einen Zipfel von Sauls rotem Gewand ab. Das mittelalterliche Glasgemälde aus dem Halberstädter Dom zeigt die Szene plastisch, detailreich und farbenfroh, fast wie in einem Comic. So wird gleich deutlich: Kunst ist (auch) etwas für Kinder.
Und Kunstwerke über biblische Geschichten sind gut geeignet, um Kindern das eine wie das andere nahezubringen. Dieser doppelten Aufgabe hat sich die Autorin Suzanne Lier bereits zum zweiten Mal gewidmet. Nach ihrer Reise durch die Fünf Bücher Mose liegt jetzt der Band »Geschichten von Königen, Richtern und Propheten« vor. Und, um das vorweg zu sagen: Es ist wieder ein durchweg empfehlenswertes Buch geworden.
Die Idee: Kinder und Erwachsene können sich das Buch gemeinsam anschauen und anhand der Kunstwerke biblische Geschichte und Geschichten entdecken. Dazu bietet die Theologin und Kunsthistorikerin in ihrem Bildband einen beeindruckenden Überblick über die Kunstgeschichte. Sie beschränkt sich nicht auf Berühmtheiten wie Cranach, Rembrandt oder Chagall, sondern präsentiert auch unbekannte Maler – und ausdrücklich auch Malerinnen. Deutlich wird erneut, mit welcher Liebe und Akribie sich die christlichen (und einige jüdischen) Künstler der Bibel gewidmet haben. Blättert man durch Liers Buch, bekommt man den Eindruck, dass jede noch so abseitige Geschichte im Laufe der Kirchengeschichte einen Illustrator gefunden hat. Um das Erkennen der Bilder zu erleichtern, findet sich neben jeder Abbildung eine kindgerechte Nacherzählung des jeweiligen Bibeltextes.
Schon allein die Sammelleistung von Bildern und Geschichten macht das Buch lesenswert. Aber Suzanne Lier bietet noch mehr: Es gibt reichlich theologische Hintergründe und kunsthistorische Querverweise. Immer wieder thematisiert sie dabei die Fragen, die sich nicht nur für Kinder aus den biblischen Geschichten ergeben. Wie kann Gott ein Kind für die Schuld seines Vaters sterben lassen? Liers Versuch einer Erklärung lautet: Die Geschichte ist so wahrscheinlich nicht passiert, aber sie hat einen wahren Kern – »unser Glaube an Gott gibt uns keine fertige Antwort auf das Leid in der Welt. Aber er hält unsere Fragen wach. Und er kann uns helfen, das Leid auszuhalten.«
Suzanne Lier: Reise durch das Alte Testament. Ein Lesebuch für die Familie mit Bildern der Kunst. Verlag Bibel & Kunst, 431 S., 34,90 Euro.
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