Leben mit kurzer Frist
Ein einfühlsames Buch beschreibt das Leben mit einer schweren Krankheit – und macht auf besondere Weise MutWie lebt man weiter, wenn eine schwere Diagnose die Zeit des Lebens radikal in ein Davor und ein Danach teilt? Davon erzählt Meinhard Feichter in seinem Buch »Gezählte Tage sind kostbare Tage«. Es trägt den Untertitel: »Vom Umgang mit einer lebensbedrohlichen Krankheit – ein Erfahrungs- und Mutmachbuch«. Darin erzählt Feichter von seinem Schicksalsschlag: einem Zusammenbruch und der folgenden Diagnose »Knochenmarkkrebs«. Schonungslos berichtet er von dem Schock, den bohrenden Fragen »Warum erwischt es gerade mich? Was habe ich falsch gemacht?«
Er schreibt von dem Tunnel aus Panik und Schmerzen, in dem er tagelang feststeckte. Aber auch von Wandlungen. Wie er in der Stille des Krankenzimmers plötzlich zu sich fand – und alle Masken und Selbstdarstellungen ablegen konnte. Auch mit der göttlichen Wirklichkeit kam er wieder in Kontakt – als Erfahrung eines tiefen Gehaltenseins, als Kraft zur Annahme seiner Situation. Den Weg durch die Krankheit bezeichnet Feichter als Wüstenwanderung.
Doch das totale Ausgeliefertsein wendete sich nach und nach. Er konnte auch gegensteuern und beschreibt die drei Säulen, auf denen er den Weg durch die Wüste meistern konnte: Schul- und Komplementärmedizin sowie ein aktiver mentaler Umgang mit der Krankheit. Man erfährt dabei zum Beispiel einiges über die Bioinformations- oder die Enzymtherapie. Aber vor allem auch praktische Hinweise für die mentale Bewältigung: Wanderungen durch Wälder und auf Berge, Vermeidung von Stress und destruktiven Gedanken sowie »das echte, tiefe Empfinden von Dankbarkeit, Vergebung und Annahme«. Feichter betont, dass in der Krankheit aktiv nach einem Grund zum Leben gesucht werden muss. Und der liegt für ihn in der Liebe – besonders erfahrbar, durchaus auf einer neuen Ebene, mit seiner Frau Bernadette. Die Zeit und die Tage werden kostbarer als sie je waren. Auch wenn Feichter die Zeit seit seiner Diagnose als »Endzeit« beschreibt, gelingt im doch durch das bewusste Leben des Augenblicks ein Ausschöpfen der Zeit, die bleibt. Mit dem Sterben versucht er sich auszusöhnen – so gut das geht: »Sterben stelle ich mir als einen befreienden Akt vor, der noch einmal meine Neugier aktiviert.« Der Tod sei wahrscheinlich besser als sein Ruf, so Feichter weiter – zumindest für den, den er halbwegs menschlich umarmt und mitnimmt.
Der entscheidende Trost kommt aus seinem Gefühl des Eingebettetseins in etwas Größeres und Ganzes: in die Familie, in die Gemeinschaft, in den Glauben an Gott. Ergänzt werden die Kapitel durch Gedichte von Ulrich Schaffer. Sie treffen oft einen poetischen Ton, der die zuvor beschriebenen Wandlungskräfte des Lebens noch näher erahnen lässt.
Meinhard Feichter; Ulrich Schaffer: Gezählte Tage sind kostbare Tage. Ein Erfahrungs- und Mutmachbuch. Tyrolia Verlag 2018, 160 S., 14,90 Euro.
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Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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