Durch den Tag mit der Hand am Pflug
»Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.« Lukas 9,62Noch einen Moment legst du den Kopf in das Kissen zurück am Morgen. Die Augen sind noch geschlossen. Du bist noch nicht richtig wach und musst noch nicht denken. Du bist in Sicherheit. Es ist friedlich – diesen einen Moment lang. Aber dann kriecht die Wirklichkeit in deine Gedanken, in dein Herz. Und spätestens wenn du die Augen aufmachst, weißt du: Es ist Krieg in Europa.
Und jetzt musst du aufstehen, Tee kochen, Äpfel aufschneiden und Müsli einrühren und wieder durch den Tag kommen mit den Bildern, mit den Nachrichten, mit den Tränen, wenn du an die Menschen denkst. Bis vor wenigen Tagen noch hatten sie ein Leben so wie du. Und jetzt können sie nicht mehr zurück. Und du kannst nicht zurück, nicht auf das Kissen, nicht in die Sicherheit. Du kannst die Augen nicht zumachen und die Zeit nicht zurückdrehen.Nicht für sie und nicht für dich. Aber du wirst durch diesen Tag gehen – geradlinig und aufrichtig mit deinem »Ja«, wenn dich jemand fragt: »Müssen die denn jetzt alle zu uns kommen?« Du wirst nach vorn sehen und von Gott gezeigt bekommen, was du tun kannst. So bist du geschickt für das Reich Gottes - mit deinem Gebet, mit deinem Mitgefühl, mit deinen Händen, mit deinem Zuhören, mit deiner Klarheit und mit deiner Hilflosigkeit, die sich an etwas klammern muss. So gehst du durch deinen Tag mit der Hand an dem Pflug. Er wurde geschmiedet vor langer Zeit. Du hast ihn übernommen von anderen, die vor dir gingen und nicht zurück wollten und konnten. Du hältst dich daran fest auf dem Weg zum Reich Gottes. Und du siehst: Dieser Pflug ist aus Schwertern geschmiedet. Und für einen Moment oder für länger oder für immer glaubst du daran.
Gott ins Gespräch bringen
Maria Rudolph ist mit 28 Jahren eine der Jüngsten mit einer Pfarrstelle im Leipziger Land Mehr lesen Sie im Digital-Abo- Mitarbeiter/innen (m/w/d) Ökumenische Sozialstation Leipzig
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