Der Soziologe und Rechtsextremismusforscher Matthias Quent warnt vor einer Radikalisierung der Proteste gegen die Energie- und Klimakrise. »Dass Rechtsextreme Proteste anzetteln und dafür Tausende aus verschiedenen Milieus mobilisieren können, haben wir zuletzt in Magdeburg, Plauen und anderswo gesehen«, sagte der Professor für Soziologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal dem »Tagesspiegel« (Mittwoch).
Ideologen der Neuen Rechten wie der Verleger Götz Kubitschek entwickelten wie schon zuvor bei den Corona-Protesten erneut entsprechende Strategien und Narrative. Jetzt heiße es: Nach dem Corona-Lockdown komme der Klima-Lockdown. »Wenn dann der Schluss daraus ist, man müsse sich gegen Wohlstandsverluste oder gar eine angeblich drohende Diktatur verteidigen, dann kann das zu Gewalt führen«, sagte Quent.
Die Strategie der äußersten Rechten sei dabei, Ostdeutschland als Hebel zu benutzen. Mit der Angst vor den Protesten solle Politik beeinflusst werden: »Man kann jetzt schon beobachten, dass das Schicksal der Menschen in der Ukraine für diese Gruppen kaum noch eine Rolle spielt. Nationale Fragen sind auf dem Vormarsch und können leicht nach rechts politisiert werden.« Das sei in Ostdeutschland besonders anschlussfähig, hier sei auch die Bereitschaft zum Protest hoch. In Westdeutschland passiere das weniger auf der Straße. »Die Zustimmung zu chauvinistischer Politik ist aber nicht viel niedriger«, sagte Quent. Wie groß am Ende die Anschlussfähigkeit ist, hänge davon ab, wie gerecht die Sozialpolitik der Bundesregierung ist und welche alternativen Protestangebote es gebe.
Matthias Quents im September erschienenes Buch »Klimarassismus« beschäftigt sich mit dem Kampf der Rechten gegen die ökologische Wende.
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