
Volkstrauertag – viele Jahre war dieser Tag das Mauerblümchen unter den Gedenktagen. Volk, trauern … was war damit noch mal gemeint? Sicher, wenn man genauer hinschaute, bekam das Ganze seinen Sinn. Jeder und jede hatte in der Familiengeschichte jemanden, von dem man in Erzählungen raunte: »Der Fritz, der musste mit 16 in den Krieg und ist nie wieder nach Hause gekommen.« Und die unzähligen Mütter, Schwestern, Kinder, die den Bomben, Kugeln, Bajonetten, Vergewaltigungen oder dem Hunger zum Opfer fielen. Da tauchte sie dann auf, die Trauer um die Kriegstoten.
Jetzt bekommt der fast vergessene Gedenktag eine neue Aktualität. Die gesamte Hilflosigkeit, das Dilemma, in dem wir stehen, wenn es jetzt wieder um die Fragen von Krieg und Frieden geht, um den Widerstreit von Pazifismus und gewalttätiger Parteinahme für die »richtige« Seite – all diese Ohnmacht, Gewissensbisse, Ratlosigkeit, sie sind nicht neu. Das zeigt der Volkstrauertag. Wer auf das Leiden unserer Mütter, Väter, Großeltern und unzähliger anderer Menschen aller Zeiten schaut, der wird mit einstimmen müssen: Nie wieder Krieg. Wie können wir das erreichen? Die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus hat das vor der EKD-Synode in Magdeburg auf den Punkt gebracht: Zur Solidarität mit der Ukraine und zu ihrer militärischen Unterstützung müsse zwingend hinzukommen, in aller Mühsamkeit Wege zu einem Waffenstillstand zu suchen. »Wer, wenn nicht wir Kirchen«, fragt Kurschus, »hat die Freiheit zu fordern, was unmöglich scheint und doch so buchstäblich Not-wendig ist?«
Volkstrauertag 2022. Ein Volk darf trauern. Aber ein Volk darf dann auch beten, klagen, hoffen und auch dafür kämpfen und arbeiten, dass das unmöglich Scheinende geschieht.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
Zum Vergrößern hier klicken.
Weitere Impressionen finden Sie hier.