Beten um Heilung
Pfarrerin Claudia Knepper bietet in Dresden-Zschachwitz Andachten mit Gebet um Heilung anIn den Evangelien findet man zahlreiche Stellen, die darüber berichten, wie Jesus gelähmte, aussätzige, blinde, stumme oder taube Menschen heilt. Als Praxis in Gottesdiensten spiele das Heilen heute jedoch so gut wie keine Rolle mehr, sagt Claudia Knepper. Deshalb hat die 48-jährige Theologin, seit März Pfarrerin in der Gemeinde Dresden-Ost, eine »Lücke« gefunden: Alle drei Wochen lädt sie in die Stephanuskirche in Zschachwitz ein. Um deutlich zu machen, dass es nicht um wundersames Gesundbeten geht, hat sie das »Andachten mit Gebet um Heilung« genannt. »Die Sehnsucht nach Heilung und der Wunsch nach einem gesunden Leben sind groß«, so Knepper. Wie man so etwas praktizieren kann, hat sie als Theologiestudentin während einer Studienfahrt auf die kleine schottische Hebrideninsel Iona erfahren. Die über tausend Jahre alte Abtei dort ist Zentrum der Kommunität Iona, einer ökumenischen Netzwerk-Gemeinschaft. Dort stieß Knepper auch auf »Heilungs-Gottesdienste«. Das habe nichts mit magischen Wunderhandlungen zu tun, betont sie. »Bei uns sollen Menschen füreinander um Gesundheit beten oder für sich beten lassen.« Mehr als 20 kamen zur ersten Andacht, acht waren es beim zweiten Mal, vorwiegend ältere Frauen. Einige kamen nach vorn, die Pfarrerin tauchte Zeige- und Mittelfinger in Duftöl, zeichnete ihnen ein Kreuz auf die Stirn und legte ihnen die Hand auf den Kopf. Dazu sprachen alle gemeinsam eine Segensformel.
»Mit Berührung und Handauflegung ist eine ganz große Kraft verbunden«, sagt Thilo Daniel, Theologischer Dezernent der Landeskirche, in einer Folge von »Evangelisch in Sachsen«. Er nehme ein starkes Bedürfnis von Menschen wahr, gesegnet zu werden. »Dass da mehr passiert, als nur die Hände aufzulegen, dessen bin ich mir gewiss.«
Ähnliche Erfahrungen macht Pfarrer Michael Leonhardi als evangelischer Krankenhausseelsorger im Dresdner Uniklinikum. Spürt er im Gespräch mit einem Patienten, dass es jetzt richtig ist, bietet er an zu beten, entweder mit ihm gemeinsam oder hinterher für ihn, während er in der Kapelle des Seelsorgezentrums eine Kerze anzündet. »Gerade vor einer Operation kommt damit ein bisschen Ruhe rein«, berichtet er. Er ist überzeugt, Gebete haben etwas Wirkmächtiges. Nur sei das dem einzelnen Menschen nicht verfügbar. »Es bleibt diese Offenheit: Ich selbst kann nichts machen, aber Gott kann alles.«
Gebete lassen sich nicht verabreichen wie ein wundertätiges Medikament. Worauf es ankomme, sei der verantwortliche Umgang damit, sagt Pfarrerin Knepper. Deshalb betont sie: »So etwas ersetzt keine ärztliche Behandlung. Für mich gehört das Handeln eines Arztes ebenso zum göttlichen Handeln.«
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