Die digitale Revolution ist in vollem Gange und macht die Frage nach ihren Chancen und Risiken dringlich. Deshalb sind die Kirchen aufgerufen, den kritischen Fragen zur Technisierung aller Dinge ernsthaft nachzugehen, statt die Digitalisierung in den eigenen Reihen offensiv und marktkonform immer weiter voranzutreiben. Es geht um Wachsamkeit gegenüber eines sich wandelnden Menschen- und Weltbildes.
Digitalisierung trägt in sich eine Tendenz zur Flucht aus der realen Welt – hinein in virtuell konstruierte Wirklichkeiten, die sich vom Grobstofflichen der »Kohlenstoffwelt« gern absetzen. Weniger der leibgebundene Mensch in seiner vorfindlichen Geschöpflichkeit wird da als bedeutsam erachtet, sondern die zunehmende »Erlösung« aus den materiellen, vergänglichen Strukturen. Wir sollen bald zunehmend immer mehr mit Maschinen verschmelzen. Der biblischen Sicht von Mensch und Welt entspricht das nicht. Vielmehr steuert vieles in Richtung einer ungebremsten Technisierung unserer Lebenswelt, angesichts derer führende Forscher inzwischen ein Einhalten und eine menschheitliche Bewusstseinsveränderung fordern.
Es ist an der Zeit für eine Umkehr der Kirchen: Weg von der Stützung einer technikbegeisterten Ideologie des Wachstums und der Beschleunigung hin zur entschlossenen Bewahrung der Schöpfung. Weg vom Streben nach Künstlicher Intelligenz hin zur Intelligenz des erleuchteten und getrösteten Herzens. Es geht um die Wiedergewinnung einer konsequent am Menschen und seiner Würde orientierten Ethik.
Der Autor ist apl. Theologieprofessor in Erlangen. Zuletzt erschien von ihm: »Im Namen des sogenannten Fortschritts. Zur zunehmenden Einschränkung bürgerlicher Schutz- und Freiheitsrechte«.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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