Ruheständler im Noteinsatz
Seit fünf Jahren hilft die Evangelische Zehntgemeinschaft Sachsen in Gemeinden ohne PfarrerDie Ruheständler sind in der Personalstatistik auf der Überholspur: Die Landeskirche Sachsens hat nur noch knapp 600 aktive Pfarrinnen und Pfarrer gegenüber 630 im Ruhestand. »In den Ruheständlern steckt ein erhebliches Potenzial. Ihre erworbenen Kompetenzen haben sie ja nicht gegen den Rentenausweis eingetauscht«, meinen die Organisatoren der Evangelischen Zehntgemeinschaft (EZG) Sachsen: Matthias Weismann (Meißen), Günter Rudolph (Kriebstein) und Elisabeth Bellmann (Dresden).
Seit fünf Jahren gibt es diese Verbindung, die Kirchgemeinden in personellen Notsituationen hilft. Zum Gründungstreffen 2018 waren es 15 Pfarrer, inzwischen sind es 27 Pfarrer und 3 Pfarrerinnen. Der Gedanke ist, zehn Prozent der eigenen Zeit in Form von Dienstvertretungen zu »spenden«. »Wir haben unsere Landeskirche im Blick, wollen helfen und uns aktiv einbringen«, so Günter Rudolph. Das Problem: »Viele Ruheständler wohnen in oder um Dresden, in anderen Kirchenbezirken sind wir nur sehr dünn vertreten.« In der Leipziger Region sei gerade niemand, in Westsachsen nur eine Person.
Die EZG Sachsen wirbt deshalb um neue Mitstreiter. Vom Landeskirchenamt erfährt Matthias Weismann, welche Pfarrer in Sachsen in Ruhestand gegangen sind. »Im ersten Rentenjahr lassen wir die Kollegen in Ruhe. Dann erhalten sie einen netten Brief von uns – ohne Zwang, ohne Verpflichtung«, so Günter Rudolph. Er schätzt besonders die Dienstgemeinschaft der Ruheständler und das jährliche Treffen über zwei Tage mit der Möglichkeit zu Weiterbildung und Austausch – fast vollständig finanziert durch die Landeskirche.
Der Bedarf und das Konzept der EZG Sachsen haben sich in den fünf Jahren verändert. »Ursprünglich wollten wir in Kirchgemeinden aushelfen, wo der Pfarrer oder die Pfarrerin vor Ort wegen Krankheit, Elternzeit oder einer Kur für einen begrenzten Zeitraum ausfällt«, erläutert Weismann. Doch die Einsätze sind punktueller, meist geht es um die Gestaltung von Gottesdiensten am Sonntagvormittag. Nahezu alle Hilferufe an die Zehntgemeinschaft kommen inzwischen aus der Not der Vakanz, weil es keinen Geistlichen vor Ort mehr gibt.
Knapp 600 Gottesdienste haben die Mitstreiter der Zehntgemeinschaft im zu Ende gehenden Kirchenjahr gestaltet, dazu rund 350 weitere Veranstaltungen wie Beerdigungen, Andachten oder Rüstzeiten.
Wertschätzung und Dank dafür erhalten sie auch von Landesbischof Tobias Bilz. Er nahm sich zum Jahrestreffen der EZG Sachsen letzte Woche im Pastoralkolleg Meißen Zeit für einen persönlichen Austausch. Thematisiert wurde unter anderem, wie die Kommunikationswege zwischen Landeskirchenamt, aktiven Pfarrern und den pensionierten Pfarrern verbessert werden könnten.
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