Entfeindet Euch!
SONNTAG-Redakteur Stefan Seidel veröffentlicht StreitschriftAm 7. März erscheint das Buch »Entfeindet Euch! Auswege aus Spaltung und Gewalt« von SONNTAG- Redakteur Stefan Seidel im Claudius- Verlag. Im ersten Teil der 125-seitigen Schrift werden gegenwärtige Verfeindungen analysiert und kritisiert; im zweiten Teil Möglichkeiten zur »Entfeindung« vorgestellt. Die Politik der Zeitenwende wird in ihrer alleinigen Ausrichtung auf die militärische Logik problematisiert. Wenn das Heil allein in Waffengängen, Waffengattungen, Kriegstüchtigkeit und Sieghaftigkeit gesehen wird, geraten andere Wege und Möglichkeiten aus dem Blick, was zur Verschärfung und zunehmenden Unlösbarkeit von Konflikten beitrage, so Seidel. Die Unterwerfung unter die Krieglsogik sei deshalb so verhängnisvoll, weil sie dem Kriegstheoretiker Carl von Clausewitz zufolge nur Mittel und Wege kennt, die in den Krieg hineinführen, aber nicht mehr aus ihm heraus.
Problematisiert wird dabei vor allem die Aufspaltung der Wirklichkeit in zwei gegensätzliche Pole: »Gut« und »Böse«, »Richtig« und »Falsch«, »Freund« und »Feind«. Dabei werden Differenzierungen und mögliche Brückenschläge nicht mehr gesehen. Demgegenüber plädiert Seidel für eine »Entfeindungslogik«, die nicht sagt »Ich« oder »Du«, sondern »Ich« und »Du« und die ein neues »Wir« anstrebt. Hierfür sei es immer wieder nötig, aktiv Feindbilder abzubauen, militärischen Lösungen zu misstrauen und ständig Gewaltalternativen zu suchen. Friedensbildende Wege wie Dialog, Kompromiss, Koexistenzbemühungen könnten Auswege eröffnen. Die Frage von Krieg und Frieden stellt sich demnach zuerst als Frage der inneren Haltung, der mentalen Ausrichtung, des Geistes.
Mit der französischen Philosophin Cynthia Fleuthy beschreibt Seidel die Feindschaft als Falle, in die der eigene Schmerz hineinführt, die aber alles und alle vergiftet. »Der Hass auf die anderen trocknet die Seele aus und macht jeden Bereich zu einer Wüste, und mehr noch unsere Fähigkeit zu vermitteln«, schreibt Fleuthy.
Seidel skizziert Alternativen zur militärischen Verfeindungslogik und bringt auch die Bergpredigt Jesu neu ins Spiel. Mit ihrer »Entfeindungsliebe« (P. Lapide), die auf die Entdämonisierung des anderen und die Entgiftung der Feindseligkeit zielt, werde der Spaltung und Gewalt der Nährboden entzogen. Es gelte, diese Mahnungen heute ernstzunehmen und den »Boden des Bösen« nicht zu betreten, sondern zu überwinden. Dafür sei u. a. eine »Kultivierung des Skrupels« und eine »Desidentifikation mit der Gewalt« nötig.
Stefan Seidel: Entfeindet Euch! Auswege aus Spaltung und Gewalt. Claudius Verlag 2024, 125 S., 20 Euro.
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