Die politische Mitte stärken
Kirche und Landtagswahl: Auch die Landeskirche und die Diakonie wollen vor der Landtagswahl Orientierung bieten – und laden deshalb zu Diskussionen und Gesprächen ein, bieten Analysen und einen Sozial-O-Mat. Es geht um christliche Werte in der Politik.Knapp fünf Wochen vor der Landtagswahl sind am Montag in Sachsen Wahlforen mit den jeweiligen Direktkandidatinnen und -kandidaten der aussichtsreichsten Parteien gestartet. Der Auftakt war unter anderem in Dresden, wo die Hälfte der acht Wahlforen in Kirchen und Kirchgemeinden stattfindet. In den kommenden Wochen wird es in allen 60 Wahlkreisen in Sachsen ein Wahlforum geben, wie die Sächsische Landeszentrale für politische Bildung in Dresden mitteilte. Doch die Kirchgemeinden und vor allem die Landeskirche laden auch selbst zu Diskussionen mit Spitzenkandidaten ein und fragen in einer Veranstaltungsreihe, »Wie christlich ist die sächsische Politik?«.
Landesbischof Tobias Bilz nimmt sich in einer eigenen Veranstaltungsreihe viel Zeit für die Diskussion mit den Spitzenkandidaten der im Landtag vertretenen Parteien – außer mit der AfD. Ihm sei wichtig, »die Mitte im Parteienspektrum zu stärken«, sagt der Landesbischof dazu. »In der Öffentlichkeit werden oft Extrempositionen diskutiert. Es muss aber ins Bewusstsein gebracht werden, dass die meisten Menschen ausgewogene Ansichten in der demokratischen Mitte vertreten«, meint Tobias Bilz.
Den Bischof interessiere in den Gesprächen, »welche Rolle den Kirchen in der Gesellschaft zugemessen wird und wie christliche Werte in den unterschiedlichen Parteiprogrammen und von ihren Führungspersönlichkeiten vertreten werden«, sagte er dem SONNTAG. »Mir wird es auch um die Frage gehen, wie wir einen sachorientierten und fairen politischen Diskurs in kritischer Zeit aufrechterhalten.«
Zur Frage, ob auch die Landeskirche – ähnlich wie das Bistum Dresden-Meißen – engere Grenzen ziehen sollte, um Extremisten von der Mitarbeit in kirchlichen Gremien auszuschließen, sagte der Landesbischof: Wo die Grenzen zu ziehen seien, müsse überlegt werden. »In jedem Fall wird das nie ohne einen Dialog mit Betroffenen geschehen.«
Bischofsgespräche – jeweils 19 Uhr in der Volkshochschule Dresden, Annenstraße 10:
15. August: Barbara Klepsch (CDU)
21. August: Robert Malorny (FDP)
22. August: Katja Meier, Franziska Schubert, Wolfram Günther (Bündnis 90/Die Grünen)
28. August: Petra Köpping (SPD)
Die Veranstaltungsreihe der beiden Beauftragten der evangelischen und katholischen Kirche beim Freistaat Sachsen verzichtet dagegen auf die Kandidaten und schaut nur auf die Parteiprogramme. Dabei werden die Ergebnisse eines Checks der Wahlprogramme von CDU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen, dem BSW sowie der AfD und der LINKEN aus der Perspektive christlicher Grundwerte vorgestellt. Dies soll Orientierung bieten, aber keine Wahlempfehlung sein, betont der evangelische Beauftragte Christoph Seele.
Die Analyse wurde vom Direktor der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle, Peter Schallenberg, und seinem wissenschaftlichen Team angefertigt. Direktor Schallenberg wird an allen drei Abenden diese Veranstaltung mit begleiten. An die Präsentation der Analyse schließt sich jeweils ein Podiumsgespräch mit Vertretern aus verschiedensten kirchlichen Bereichen an.
Den etwas doppeldeutigen Zusatz »Wer ('s) glaubt« zum Veranstaltungstitel »Wie christlich ist die sächsische Politik?« erklärt Christoph Seele als Ansprache an das Zielpublikum: Die Abende mit ihren Analysen richteten sich vor allem an Menschen, die glauben. Schließlich sei eine politische Wahlentscheidung »immer auch eine Sache des Gewissens, die im Licht der Botschaft des christlichen Glaubens zu treffen ist«, sagt der Oberkirchenrat.
»Wie christlich ist die sächsische Politik?«
6. August, 19 Uhr: Bautzen, Gemeindehaus
7. August, 19.30 Uhr: Schwarzenberg, Gemeindesaal »Heilige Familie«
8. August, 19 Uhr: Leipzig, Propsteikirche
Nicht zuletzt bietet auch die Diakonie Sachsen den Wählern eine Entscheidungshilfe zur sächsischen Landtagswahl am 1. September an. Ziel sei es, mit dem Sozial-O-Mat die Wahlberechtigten über die sozialpolitischen Positionen der Parteien zu informieren, teilte die Diakonie am Freitag in Großenhain im Landkreis Meißen mit.
Insgesamt 16 der 19 zur Wahl antretenden Parteien hätten Antworten auf Fragen zu Armut und Arbeit, Bildung und Familie, Gesundheit und Pflege sowie Zuwanderung und Integration gegeben. Internetnutzende finden den Angaben zufolge im Sozial-O-Mat darüber hinaus Antworten der Diakonie und lebensnahe Beispiele über die Folgen politischer Entscheidungen. Zudem lädt die Diakonie Sachsen zusammen mit anderen Landesverbänden zu einem prominent besetzten Demokratiedialog nach Leipzig ein.
Wir haben die Wahl – Demokratiedialog:
14. August, 18 Uhr: Nikolaikirche Leipzig
Mit Theologe Markus Meckel, Autorin Grit Lemke, Politikwissenschaftler Johannes Varwick, Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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