»Brauche erstmal einen Sabbat«
Superintendent Dieter Bankmann wird am 11. August in Aue in den Ruhestand verabschiedetEs war ein »leises« letztes Mal – unbemerkt von den meisten der rund 60 Kirchgänger an diesem 28. Juli in der Friedenskirche Aue-Zelle. »Das war mein letzter normaler Gottesdienst«, wird Dieter Bankmann sagen, wenn das Abschlusslied verklungen ist. Der Pfarrer und Superintendent des Kirchenbezirks Aue im Erzgebirge geht nach 37 Jahren in den Ruhestand.
Natürlich wissen sie das hier. Aber dass Dieter Bankmann, der einst in Leipzig und Naumburg studierte, nun zum letzten Mal als offizieller Amtsinhaber gepredigt hat, das hatte wohl doch nicht die Runde gemacht. Vermutlich auch, weil das Gotteshaus auf dem sogenannten Zeller Berg nicht die Superintendenten-Kirche ist. Das ist St. Nicolai, ein Backsteinbau am Auer Stadtzentrum. Dort findet am 11. August, 14 Uhr, der Gottesdienst mit seiner Verabschiedung statt.
Wann und ob er als Ruheständler wieder predigen wird, das ist für den 65-Jährigen offen. »Ich brauche erst einmal einen Sabbat«, sagt der Sachse, der 2017 die Stelle des Superintendenten angetreten hat. Er hört vor dem regulären Renteneintritt, das wäre im Dezember, auf. Unter anderem weil er und seine Frau Gabriele in Richtung Vogtland umziehen wollen. Näher hin zu den zwei Kindern und drei Enkeln, die in Niederbayern und der Oberpfalz leben.
Aber Dieter Bankmann, das ist zu merken, haben die vergangenen Jahre zugesetzt. Sie waren geprägt von Kontroversen, Strukturreformen, Krisen. Allen voran der Coronapandemie. Gottesdienste fanden wenn, dann nur virtuell oder in anderen Distanz-Formaten statt. Chöre konnten nicht gemeinsam üben. Im Auer Kirchenbezirk habe in der Folge ein Posaunenchor ganz aufgehört. »Weil wir auf die Einhaltung der Vorschriften gepocht haben«, erläutert Dieter Bankmann.
Die 3G-Regelung, nur Menschen mit Coronaschutzimpfung, Genesene oder negativ Getestete durften in die Gotteshäuser, sei noch schlimmer gewesen, habe für Zorn gesorgt. Mit Folgen: »Bei der ersten Strukturreform haben die Kirchenmitglieder gesagt: Wir finden das nicht gut, aber wir machen trotzdem mit«, erinnert sich Bankmann. Die Coronavorschriften aber seien dann nicht selten der Anstoß gewesen, aus der Kirche auszutreten. Dennoch – dass die Erzgebirger als »frommes Volk« gelten, das stimme. »Sie haben ein Herz für den Glauben, ein Herz für Jesus. Sind sehr tüchtig.« Aber sie machen auch schnell zu, wenn es darum gehe, neue Dinge zu tun. Positiv erlebt hat Bankmann die gute Zusammenarbeit mit der mittleren Ebene, mit den Pfarrern. Er ist dankbar, dass er sie begleiten durfte.
Über das Himmelreich als Schatz hat der Superintendent in seiner letzten Dienst-Predigt gesprochen. Seinen persönlichen Schatz, seine Ehefrau, habe er vor 48 Jahren gefunden, erzählt er den Zuhörern. Welche Freizeitschätze er künftig für sich entdecken will, weiß er noch nicht. Er werde sich wohl häufiger aufs Motorrad setzen, vielleicht wieder Gitarre spielen. Dass es einen Nachfolger für ihn geben wird, scheint recht gewiss. Es könne aber ein Jahr dauern. Zwischenzeitlich wird das Amt stellvertretend vom Lößnitzer Pfarrer Raphael Weiß ausgeübt. Der Kirchenbezirk mit reichlich 31 000 Gemeinde- mitgliedern bleibe voraussichtlich bestehen.
Gottesdienst mit Verabschiedung:
11. August, 14 Uhr in der Kirche St. Nicolai in Aue
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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