Eine kurze persönliche Bemerkung: Ich kann nicht anders, als an der Seite Israels zu stehen. Als Deutscher, dessen Großeltern – zum Teil noch Eltern – den Holocaust zugelassen haben, kann ich mich nicht aus der geschichtlichen Verantwortung stehlen. Scham, Reue und Buße meißeln mir die Pflicht ins Herz: Von meinen Lippen soll nichts anderes zu hören sein als ein unbedingtes »Ja!« zum Existenzrecht des Staates Israel. Kein Wenn. Kein Aber. Umso schwerer wird mir das Herz, wenn ich sehe, wie sich die gegenwärtige Regierung des Staates Israel immer mehr von den Grundregeln von Völkerrecht, Menschlichkeit und Anstand entfernt. Natürlich: Der Terror-Überfall der Hamas am 7. Oktober vergangenen Jahres gibt Israel jedes Recht auf Gegenwehr und Selbstverteidigung. Natürlich: Die Hamas hat den Krieg und die Not, die dann ausbrachen, nicht nur in Kauf genommen, sondern auch geplant, auch und gerade das Leid der eigenen Zivilbevölkerung. Wer jetzt einseitig Israel die Schuld zuschiebt an Tod und Gewalt, sollte das nicht vergessen. Und trotzdem: Mit jedem weiteren Vergeltungsschlag scheinen sich Israels Premierminister Benjamin Netanjahu und seine ultra-reaktionäre Regierungsmannschaft mehr und mehr vom Völkerrecht zu verabschieden. Stützpunkte der Vereinten Nationen angreifen? Krankenhäuser bombardieren? Das einzige Hilfswerk verbieten, das noch Zugang zur Zivilbevölkerung im Gaza-Streifen hatte?
Manchmal möchte ich Israel an der Schulter fassen, wie einen geliebten Bruder, und ihn schütteln: Warum nur? Warum nur machst du es einem so schwer, an deiner Seite zu stehen und zu dir zu halten? Siehst du denn nicht, dass dein Weg in den Abgrund führt?
Der Autor ist Chefredakteur der Wochenzeitung »Unsere Kirche« (Bielefeld)
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