Über den Tod hinaus hoffen
Der Ewigkeitssonntag ist ein Tag des Trauerns, aber auch des Hoffens. Auf christlichen Friedhöfen findet das vielfältigen Ausdruck. Dabei wandelt sich der Umgang mit dem Tod – aber die Hoffnung bleibt.Dieser letzte Sonntag im evangelischen Kirchenjahr – ist als Gedenktag den Verstorbenen gewidmet. Für Christinnen und Christen steht der Ewigkeitssonntag im Zeichen des Glaubens an die Auferstehung mit der biblischen Botschaft des auferstandenen Jesus sowie dem Glauben an das ewige Leben. In vielen evangelischen Gemeinden werden zum Ewigkeitssonntag in Gottesdiensten und Andachten die Namen der Verstorbenen aus dem zurückliegenden Jahr verlesen und Kerzen angezündet. Außerdem ist der Gang über den Friedhof besonders an diesem Tag für viele Menschen von großer Bedeutung, denn er kann Anlass bieten, über die Vergänglichkeit des Lebens nachzudenken und den Verstorbenen im Gebet oder in Gedanken nahe zu sein.
Doch die einst zentrale Rolle des Friedhofs zum Ewigkeitssonntag hat sich im Laufe der Jahrhunderte gewandelt. Während dieser Tag noch vor zweihundert Jahren wahrscheinlich für den Großteil der Gesellschaft ein fest verankerter Feiertag im Kirchenjahr war und somit auch der Besuch des Gottesdienstes und des Friedhofs quasi obligatorisch, wird er heutzutage von vielen Menschen individuell als Tag zum Erinnern und Gedenken genutzt. Dabei wird in der heutigen Zeit auch der Gang zum Friedhof am Ewigkeitssonntag längst nicht mehr bei allen Menschen als notwendig erachtet.
Das liegt nicht zuletzt am Wandel der Bestattungskultur: Große, aufwendig gestaltete Grabmale sind meist nur noch Zeugnisse vergangener Jahrhunderte. Möglichst pflegeleicht soll es heutzutage für viele Menschen sein und Bestattungsformen wie anonyme Begräbnisse oder Wald- und Seebestattungen werden immer beliebter. Der Tod scheint in der heutigen Zeit nahezu gänzlich aus dem Alltag gestrichen worden zu sein, wenngleich er unmittelbar zum Leben dazugehört. Durch diese veränderte Sichtweise auf den Tod und die Bestattungskultur wird zwangsläufig auch die Art des Gedenkens beeinflusst.
Das Hoffen auf ein Jenseits und die Frage, ob da noch etwas nach dem Tod kommt, kann eine zentrale Frage zum Ewigkeitssonntag sein, denn unabhängig von der Religion tragen wohl viele Menschen die Hoffnung in sich, dass der Tod nicht der finale Abschluss des Lebens sei.
»Ich bin die Auferstehung und das Leben«, sagt Jesus (Johannes 11,25) – »Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.« So kann der Ewigkeitssonntag einen Anlass bieten, die Gedanken zu Vergänglichkeit und Hoffnung miteinander zu verbinden. Diese Verbindung spiegelt sich auch in den zwei Bezeichnungen für diesen wichtigen Tag wider: Totensonntag, dem Gedenken der Verstorbenen gewidmet und Ewigkeitssonntag, dem Glauben an Auferstehung und ein ewiges Leben. Beides vereint die zeitlose Botschaft dieses stillen Feiertages: Gedenken und Erinnern an die Toten, Trost und Halt in der Gemeinschaft finden, Hoffen auf ein ewiges Leben.
Der Ewigkeitssonntag als Abschluss des Kirchenjahres bietet also einerseits Hoffnung und Raum zum Trauern und Gedenken. Er kann als Tag des Abschieds (vom Kirchenjahr und auch von Verstorbenen) und zugleich als Tag des Neuanfangs (und damit verbundener Hoffnung auf ewiges Leben) betrachtet werden. Und auch wenn sich die Rituale zum Ewigkeitssonntag über die Jahrhunderte gewandelt haben und heutzutage weniger Menschen in den Gottesdienst und auf den Friedhof zum Gedenken gehen, bleibt dieser Tag ein wichtiger Feiertag, dessen Botschaft fortwährend ist.
Die Autorin verantwortet die Öffentlichkeits- und Projektarbeit der evangelischen Friedhöfe in Dresden.
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