Wie die Jüdische Gemeinde Dresden mitteilte, ist die Vorsitzende des Landesverbandes Sachsen der Jüdischen Gemeinden Nora Goldenbogen in der Nacht zum Dienstag im Krankenhaus verstorben. Goldenbogen wurde 75 Jahre alt.
In der Jüdischen Gemeinde zu Dresden war sie Vorsitzende der Repräsentanz (Gemeindeparlament). 1992 gehörte die Lehrerin und promovierte Historikerin zu den Mitbegründern der Bildungs- und Begegnungsstätte für jüdische Geschichte und Kultur Sachsen e.V. „HATIKVA“. Von 2003 bis 2020 leitete sie die jüdische Gemeinde zu Dresden, war im Zentralrat der Juden in Deutschland aktiv, aber auch im Rundfunkrat des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR).
Nora Goldenbogens Mutter überlebte die Shoa in Rumänien, ihr Vater das KZ Sachsenhausen. 2022 erschien im Verlag Hentrich & Hentrich ihr Buch über die Geschichte der Eltern: „Seit ich weiss, dass du lebst“. Beteiligt war sie an zahlreichen Publikationen, so so unter anderem an „Einst und Jetzt. Zur Geschichte der Dresdner Synagoge und ihrer Gemeinde“, „Die Dresdner Synagoge. Geschichte und Geschichten“ oder „Jüdisches Leben in Sachsen 1945 bis 1989“. 2017 wurde sie mit der Dresdner Ehrenmedaille der Landeshauptstadt Dresden ausgezeichnet.
Auch der evangelische Landesbischof Tobias Bilz äußerte sich betroffen zum Tod von Dr. Nora Goldenbogen: „Mit großer Trauer und Betroffenheit habe ich die Nachricht vom Tod der langjährigen Vorsitzenden des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Sachsen, Dr. Nora Goldenbogen, erhalten. Wie mir geht es vielen evangelischen Christen. Nora Goldenbogen war das Gesicht und die Stimme der jüdischen Gemeinden in Dresden und Sachsen. Ich spreche daher im Namen der gesamten Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, wenn ich ihren Angehörigen und den jüdischen Gemeinden in Sachsen mein tief empfundenes Beileid ausspreche. Nora Goldenbogen hat jüdisches Leben in Sachsen bewahrt und für andere erlebbar gemacht.“ Sie sei eine Brückenbauerin zwischen den Religionen gewesen und für die Kirchen eine langjährige, verlässliche Partnerin im christlich-jüdischen Dialog, so Bilz. „Mit ihrer persönlichen Geschichte verstand sie sich immer auch als Mahnerin, die die Erinnerung an die furchtbaren Schicksale von Jüdinnen und Juden während des Holocaust in unserer Gesellschaft wachhielt. So trug sie ganz wesentlich dazu bei, sächsisches jüdisches Leben und Überleben im kollektiven Gedächtnis lebendig zu halten. Mit der ihr eigenen großen Kraft hat sie sich bis zuletzt aktiv für Demokratie, Zivilcourage und gegen Rechtsextremismus engagiert. Ihr Tod ist daher ein Verlust für uns alle! Ich fühle mich in diesen Stunden zutiefst verbunden allen, die – wie ich – um sie trauern – ganz besonders mit unseren jüdischen Brüdern und Schwestern in Sachsen“, so der Landesbischof.
„Mit dem Tod von Nora Goldenbogen ist ein wesentliches Stück der Seele unserer Gemeinde verloren gegangen. In all den Jahren, in denen sie sich der jüdischen Gemeinschaft gewidmet hat, war sie in der Gemeinde nicht nur stark respektiert, sondern auch sehr beliebt. Wir werden sie sehr vermissen“, sagte Katja Kulakowa, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Dresden.
„Frau Goldenbogen war für unsere jüdischen Gemeinden ein verbindendes Glied in der Kette der jüdischen Gemeinden bereits während der DDR. Ihr Tod ist ein großer Verlust für alle Juden in Sachsen. Möge ihre Seele in den Bund des Lebens eingebunden sein“, sagte Sachsens Landesrabbiner Zsolt Balla.
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