
»Hagios« stand einige Wochen auf einem Zettel im Schaukasten meiner Kiezkirche. Darunter Datum und Uhrzeit, mehr nicht. Keine Erklärung, keine Übersetzung, kein Hinweis. Natürlich kann man das googeln. Will ich aber nicht müssen. Ich möchte eine auch in dieser Hinsicht barrierefreie Kirche.
Auch der Kirche selbst sollte an Klarheit gelegen sein. Lautet doch die älteste Regel in Sachen Selbstdarstellung und Werbung: Was erklärt werden muss, kommt nicht an.
Ähnlich verhält es sich mit öffentlichen Aushängen zur Jahreslosung: »Thessalonicher«. Nicht »die Bibel« oder »Paulus« werden als Quelle angegeben. Dem Deutschlehrer fällt vielleicht noch auf, dass die Jahreslosung mal mit und mal ohne Komma aushängt. Und so kommt es, dass der Laie vielleicht an den Griechen um die Ecke denkt. »1. Thessalonicher 5,21« – da spricht eine Szene zu sich selbst. Der Unkundige fühlt sich wie beim Treffen der »Herr der Ringe«- oder »Star Wars«-Fans. Nur dass bei Kirchens das Graecum gefordert ist, mindestens das Kleine Latinum.
Beliebt sind auch Abkürzungen, die Kirchenferne natürlich sofort mitnehmen (oder an »Jesus« denken lassen): »Jes.« statt »Jesaja«.
An der Tafel einer meiner Lieblingskirchen steht der Begiff »Gottesdienst« im Kleingedruckten, aber von Ferne gut lesbar »Septuagesimae«. Ich selbst weiß, dass das keine Mittelalterband ist. Andere auch?!
Luther trat einst auch an, um Kirche und Glauben für die Menschen wieder verständlich zu machen, eben sie mitzunehmen. »Dem Volk aufs Maul schauen«, heißt nicht nachreden, es meint deutlich formulieren. Deutsch. Einen haben wir noch: Das wohl beste Gemeindebriefportal im Internet heißt nicht »Gemeindebriefportal«. Es heißt … »Parochia«. Jesses!
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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