Im Sparen vereint
Seit Januar 2014 greift die Strukturreform der sächsischen Landeskirche. Die Auswirkungen sind in allen Kirchenbezirken zu spüren.Es war eine ungewöhnliche Hochzeit am Sonntag in der Hainkirche von Leipzig-Lützschena. Vier Partner, die seit sieben Jahren in einer immer intensiver werdenden Beziehung leben, wollten sich das »Ja-Wort« geben. Anfangs hatte kaum einer an Hochzeit gedacht, sagte Pfarrer Helge Voigt. Zu unterschiedlich seien die Partner aus Lindenthal, Lützschena, Möckern und Wahren gewesen: zwei vom Dorf, zwei aus der Stadt und alle unterschiedlich fromm. Doch nicht zuletzt durch äußeren Druck angeregt, kam die Hochzeit der vier Gemeinden aus dem Leipziger Nordwesten zustande. Mit dem Segen des Superintendenten Martin Henker sind sie nun eine große Familie: die Sophienkirchgemeinde.
»Die Vereinigung hat sehr viel Sinn und wir sparen uns vor allem Gremienarbeit«, sagt Pfarrer Helge Voigt. Statt vier gibt es nur noch einen Kirchenvorstand, was dem Pfarrer zeitlich ermöglicht, neuerdings im Kirchenchor mitzusingen. Was Gottesdienste in den fünf Kirchen, die Kirchenmusik und die Gemeindepädagogik betrifft, bleibe auch nach der Hochzeit alles unverändert, so der Pfarrer. Lediglich die zweite Pfarrstelle werde ab September teilweise noch einen besonderen Zuschnitt bekommen. Details stünden aber noch nicht fest, sagt Pfarrer Voigt. Das müsse der Strukturausschuss der Kirchenbezirkssynode besprechen.
Dieser Ausschuss hatte viel zu tun, denn allein zum Jahreswechsel haben sich 12 der 49 Gemeinden im Kirchenbezirk Leipzig zu fünf neuen Gemeinden zusammengeschlossen. Hintergrund war die Strukturreform der Landeskirche im Personalbereich, die 2011 beschlossen wurde und am 1. Januar in Kraft trat. Bis 2018 soll die Reform stabile Verhältnisse sichern.
Vorgabe von Seiten der Landeskirche war es, pro Jahr rund 3 Millionen Euro einzusparen. Wie viel jeder der achtzehn Kirchenbezirke kürzen musste, wurde einzeln festgelegt: »Die Kirchenbezirke, die größere Rückgänge an Gemeindemitgliedern zu verzeichnen hatten, waren dabei stärker betroffen. Dies trifft vor allem auf ländliche Bereiche zu«, so Johannes Kimme, Präsident des Landeskirchenamts in Dresden. Wie diese Vorgaben umzusetzen seien, mussten die Bezirkssynoden entscheiden. »Eine starre Vorgabe von Seiten der Landeskirche konnte es dabei nicht geben«, so Kimme. Konkret bedeutet dies Einsparungen von fünf bis zehn Prozent im personellen Bereich pro Kirchenbezirk.
Die Folgen sind unterschiedlich stark zu spüren. Während beispielsweise in Dresden-Mitte und Dresden-Nord aufgrund von Zuzug und Babyboom vier zusätzliche Stellen für Gemeindepädagogik geschaffen wurden, mussten im Bereich Löbau-Zittau 18 der 41 Kirchgemeinden zu acht Gemeinden fusionieren. Insgesamt ging infolge der Reform die Zahl der Gemeinden und Kirchspiele in Sachsen von 770 im Jahr 2011 auf aktuell 728 zurück, die Zahl der Gemeindepfarrstellen wurde von 575 auf 550 reduziert. Dennoch soll die Vikarsausbildung nach Auskunft von Johannes Kimme trotz Sparzwangs nicht zurückgefahren werden.
Pfarrer André Rausendorf aus Seifhennersdorf wundert sich nicht über die Reform. In seiner Gemeinde stehe die Altersstruktur Kopf, sagt er. Wie in der ganzen Lausitz. Er hofft aber, dass die Gemeindemitglieder nicht viel von der Reform, die zur Fusion dreier Gemeinden führte, spüren werden. »Wie es wirklich ankommt, werden wir frühestens in einem Jahr merken. Bis dahin ist organisatorisch noch vieles zu leisten«, so Rausendorf. Nachdenklich fügt er hinzu: »Wenn aber alle Mitarbeiter nur Dienst nach Vorschrift machen würden, wären die beschlossenen Stellenprozente zu wenig.«
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Impressionen Frühjahrssynode 2024
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
Zum Vergrößern hier klicken.
Weitere Impressionen finden Sie hier.