Auch da gibt es alle "Möglickeiten"!
Warum wir das aushalten
Sie hätten den Propheten gerächt, sagten die islamistischen Attentäter nach ihrem mörderischen Anschlag auf ein Pariser Satire-Magazin. Muss der Glaube allen Spott ertragen?Eine der ersten Darstellungen des Kreuzes war nichts anderes als eine Karikatur, eine böse dazu: Ein Gekreuzigter mit einem Eselskopf, geritzt in eine Wand des römischen Kaiserpalastes vor gut 1800 Jahren. Den Propheten Mohammed konnte man damals noch nicht beleidigen, er wurde erst 300 Jahre später geboren. Man könnte sagen: Seit es das Christentum gibt, gibt es seine Verspottung. Dass die Botschaft von einem gekreuzigten Gott vielen als Torheit gilt, notierte schon Paulus. Man lächelte darüber, oder lachte.
Darf man das? Die Attentäter von Paris, die bei ihrem Anschlag auf die Satire-Zeitung »Charlie Hebdo« zwölf Menschen erschossen und danach ausriefen, sie hätten »den Propheten gerächt«, stellten auch diese Frage – selbst wenn die tieferen Gründe des islamistischen Terrors noch woanders als in den Mohammed-Karikaturen des Magazins zu suchen sind. »Charlie Hebdo« verhöhnte nicht minder deftig auch Jesus, Papst und Rabbiner. Für viele Christen ist das schwer zu ertragen. Aber sie ertrugen es, so wie fast alle Juden und Muslime auch, eben doch. Friedlich.
Das war nicht immer so. Wer im christlichen Abendland Gott lästerte, musste bis ins 17. Jahrhundert – wenn auch nur in seltenen Fällen – mit der Todesstrafe rechnen. Öfter kam es zum Ausschluss aus der Gemeinschaft. Oder dem Spötter wurde die Zunge abgeschnitten. Selbst Jesus war nicht frei von Zorn in dieser Frage. Die Vermarktung des Jerusalemer Tempels war für ihn nichts anders als Gotteslästerung – und er beantwortete sie handgreiflich.
Noch heute droht das deutsche Strafgesetzbuch für die Beschimpfung religiöser Bekenntnisse, die den öffentlichen Frieden stören könnte, mit bis zu drei Jahren Gefängnis. Doch die jährlichen Urteile kann man an drei Händen abzählen. Die Niederlande haben gar vor zwei Jahren einen solchen Paragraphen ganz abgeschafft. Das Abendland ist da sehr entspannt – ganz anders als islamische Länder wie Pakistan, wo Christen immer wieder unter dem Vorwand der Gotteslästerung Opfer harter Strafen werden.
Warum ist das so? Je mehr aus den christlichen Kulturen des Westens – auch gegen den Widerstand der Kirchen – offene Gesellschaften wuchsen, je mehr die Kirchen selbst an Macht verloren, desto mehr entdeckten beide das friedfertig überzeugende Wesen Jesu wieder. Der selbst bei seiner Verhaftung Gewalt verwarf, als einer seiner Jünger zum Schwert griff. Jesus vertraute auf das Wort, und am Ende nur auf Gott. Der Prophet Mohammed hingegen setzte – anders als eine große Mehrheit der Muslime heute – für seine Botschaft auch auf Krieg.
Das Vertrauen auf die Kraft des Wortes und des Argumentes ist zu einem Kern der christlich geprägten offenen Gesellschaften geworden. Es ermöglicht den fairen Wettstreit der Demokratie, die Freiheit des Wortes und der Kunst. Die Freiheit, in jedem Menschen mit seinen Gaben und Schwächen Gottes Ebenbild zu sehen.
Ja, diese Freiheiten sind nicht selten anstrengend, voller Mängel oder schmerzen gar – etwa, wenn die Freiheit des Glaubens und der Meinung im Widerstreit liegen so wie bei vielen Karikaturen auch in »Charlie Hebdo«. Doch die Gelassenheit darüber mag ebenso eine christliche Wurzel haben: das Wissen, dass alle Dinge dieser Welt nur unvollkommene Bruchstücke sind, und am Ende allein durch den Langmut Gottes aufgefangen werden.
Für totalitäre Fanatiker wie die Attentäter von Paris wird das eine Torheit sein. Doch der Apostel Paulus ahnte, welche Kraft in dieser Torheit liegt. Und welche tiefe Weisheit. Ein Schatz in zerbrechlichen Gefäßen, so beschrieb er ihn. Wir dürfen ihn nicht gefährden.
Linke rufen zu rechtwidrigen Handlungen auf:
http://www.pi-news.net/2015/01/koeln-spd-ruft-zu-blockaden-gegen-koegida...
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