Der Brückenbauer geht
Meißens Superintendent Andreas Stempel geht in den Ruhestand – und bleibt im Dom
Andreas Stempel öffnet Türen, schlängelt sich durch Pappkistenstapel: In der Superintendentur in Meißen ist ein großer Umbau im Gange. Zu Jahresbeginn 2013 sind die beiden Kirchenbezirke Meißen und Großenhain zusammengelegt worden. Deshalb muss sich auch die Zentrale verändern. Andreas Stempel will das Haus geordnet hinterlassen. Am 30. November wird der 64-Jährige nach 19 Jahren aus dem Amt des Superintendenten in den Ruhestand verabschiedet.
Für den Kirchenbezirk geht eine Ära zu Ende, die er entscheidend geprägt hat. Früh hat er gelernt, sich in der Politik seinen eigenen Kopf zu machen. In den späten Fünfzigern hatte der Sohn des Kesselsdorfer Pfarrers und späteren Zittauer Superintendenten Wolfgang Stempel an der sozialistischen Schule manchen Konflikt durchzustehen. »Es kann sehr anstrengend sein, sich gegen den Strom zu stellen«, erinnert er sich. »Der Zusammenhalt in der Familie ist in solchen Fällen wichtig. Dann kann man widerspenstig sein.«
Dass Pfarrer-Sein nicht an der Kirchentür endet, hat er schon auf seiner ersten Stelle in Großbothen im Leipziger Land begriffen. Nach der Friedlichen Revolution kandidierte er 1990 als Parteiloser für die CDU, war dann vier Jahre Leiter der Gemeindevertretung.
»Da habe ich gelernt, was kommunale Arbeit heißt. Fortan konnte ich mich immer gut einfühlen in die Situation eines Bürgermeisters.«
Er berichtet von unzähligen Gesprächen und Begegnungen. Eine der Erfahrungen des passionierten Bergwanderers: Besonders gut miteinander reden lässt es sich in Bewegung, draußen in der Natur. Auf Wanderrüstzeiten hat er mit Konfirmanden Sachsen von Kirche zu Kirche durchquert. Mit den Pfarrern seines Konvents fuhr er im Kanadier auf der Elbe.
Eine weitere Erfahrung: Wenn sich die Landeskirche verkleinern und abbauen muss, braucht es etwas Positives als Gegengewicht. Mitten in der Strukturreform startete er eine Initiative, bei der seine Gemeinden gemeinsam mit Katholiken und Freikirchen in die säkulare Öffentlichkeit gehen. Bis heute organisiert das Projekt »Brücken bauen« in Meißen Aktionen für Schüler oder gestaltet die »Lange Nacht der Kultur« mit.
In seiner Zeit ist in der Lutherkirche im sozialen Problemviertel Triebischtal das Kinder- und Jugendhaus »Kaff« entstanden. Inzwischen existiert ein Seelsorge-Netzwerk für Unfälle und Katastrophen. In Wilsdruff und im Rittergut Limbach begann die Stiftung Leben und Arbeit mit Sozialarbeit.
Der Zusammenschluss des Kirchenbezirks mit Großenhain indes habe ihn an die Grenzen seiner Kraft geführt, gibt Andreas Stempel zu. Im Ruhestand bleibt er in Meißen, unter anderem als Dompropst.
Wann ein Nachfolger gewählt wird, sei offen, sagt Pfarrer Harald Pepel, stellvertretender Superintendent. Eine Findungskommission suche derzeit nach Bewerbern.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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