»Kirche als Markt ist grenzwertig«
Superintendent Matthias Weismann über die Grimmaer Klosterkirche als MarkthalleIn der SONNTAG-Ausgabe vom 23. Oktober machte ein Artikel auf die aktuelle Situation eines geschichtsträchtigen Bauwerks, der Grimmaer Klosterkirche, aufmerksam, das derzeit als Frischemarkt von der Stadt genutzt wird und Unbehagen unter vielen Christen in Grimma auslöst. Wie steht die Kirche dazu? Das wollte Mandy Weigel von Matthias Weismann, Superintendent im Kirchenbezirk Leipziger Land, wissen.
Was verbinden Sie mit der Klosterkirche?
Die Klosterkirche St. Augustin in Grimma, in der einst Martin Luther mehrfach predigte, die er wegen seiner Größe »Brustbrecher« nannte, hat eine spannende Geschichte. Sie bietet allerdings heute im Innern leider nur noch einen traurigen Anblick. Sie war im eigentlichen Sinne nie eine Gemeindekirche. Bis zur Reformation vom Augustiner-Eremiten-Orden genutzt, ging sie in den Besitz des Kurfürsten über und wurde schließlich 1539 der Stadt geschenkt. Deshalb war sie auch nie im Eigentum der Kirche. In der DDR wurde sie sehr vernachlässigt und zum Teil sogar willentlich zerstört. Die Grimmaer Gemeinde hat immer versucht, das kirchliche Leben aufrecht zu erhalten – bis 1973. Da wurde die Kirche aufgegeben, das Mobiliar ausgebaut. Altar, Taufstein und Kanzel in andere Kirchen gegeben. Entwidmet wurde die Kirche allerdings nie.
Sie haben gerade den Kirchenbezirkstag in der Klosterkirche veranstaltet – war das Problem der Kirchennutzung ein Thema?
Wir haben den Ort absichtlich gewählt, damit eine breitere Öffentlichkeit das Gebäude, seine Bedeutung und seine Geschichte überhaupt kennenlernt. Wir haben in diesem Fall die Kirche zu einem freundlichen Preis mieten können.
Wie denken Sie über den Frischemarkt, der einmal im Monat stattfindet?
Die Stadt versucht die Kirche irgendwie als Kultur- und Ausstellungshalle zu nutzen. Das ist nicht einfach. Diese Nutzung für einen Frischemarkt ist vielleicht nicht sittenwidrig, aber grenzwertig. Ich kann verstehen, das Menschen, die hier konfirmiert worden sind und die Kirche lieben und ihre einzigartige Bedeutung kennen, damit Probleme haben und Schmerz empfinden.
Welche Nutzung wünschen Sie sich?
Das ist nicht einfach. Es fehlt ein sinnvolles Nutzungskonzept. Die Kirchgemeinde ist mit der Frauenkirche und ihren Gebäuden gegenwärtig ausreichend versorgt. Man ist froh, dass nach den verheerenden Hochwassern 2002 und 2013 alles wieder in Ordnung ist. Und zum zu versorgenden Schwesterkirchenverband gehören immerhin bereits acht Kirchen ohne die Klosterkirche.
Gibt es derzeit Überlegungen von Seiten der Kirche, die Kirche zu nutzen?
Da kann ich leider gar nicht als Schlauberger dienen. Aber ich möchte anregen, dass sich alle Verantwortlichen und historisch Interessierten – auch und gerade in der einzigartigen Verbindung der Kirche mit dem Gymnasium St. Augustin – einmal an einen Tisch setzen und die Dinge nicht einfach weiter ihren Lauf gehen lassen. Ich wäre dabei!
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