Geld oder Leben
Christoph Körner entwirft eine Christliche Sozialökonomie für die Gegenwart, die den Konziliaren Prozess fortsetztIn diesem Buch hat der sächsische Pfarrer Christoph Körner aus Erlau bei Mittweida Vorträge, Aufsätze, Prosa- und Lyriktexte aus seinem Wirken als Theologe, Gemeindepfarrer und Mitstreiter im Konziliaren Prozess aus den letzten 30 Jahren in einer aktualisierten Fassung zusammengestellt.
Das Buch ist mit großem Gewinn zu lesen, weil es von Seite zu Seite überraschender und spannender wird. Es überrascht, weil es hier theologische, politische und kirchenpolitische Erkenntnisse und Erfahrungen aus der Vergangenheit lebendig werden lässt, die heute fast vergessen sind, aber deren Inhalte und Orientierungen äußerst aktuell sind. Sie werden heute dringend gebraucht, um aus den Rückwärtsbewegungen der Kirche und Gesellschaft herauszufinden.
In Fragen der Schöpfungsverantwortung definiert Körner als zentrale Aufgabe der Kirchen, für eine ökologisch nachhaltige Entwicklung einzutreten und sich hier mit säkularen Bewegungen wie der Erd-Charta-Bewegung zu verbünden. In der Beschreibung einer neuen Bodenordnung zeigt Körner, wie aus der biblischen Tora sowohl der Schutz der Erde wie eine gerechte Sozialordnung und nachhaltige Entwicklung erwachsen kann.
Radikal ist Körner in der Umschreibung einer neuen Geldordnung. Er sieht im kapitalistischen Geldsystem eine metaphysische Überhöhung und pseudoreligiöse Entartung des Geldwesens. Um die zerstörerische Funktion des Geldes zu überwinden, muss das Geldsystem gänzlich umgebaut werden: Geld muss wieder ein reines Tauschmittel ohne jede Bereicherungsmöglichkeit werden, der Zins ist abzuschaffen. Regionalgeld, Tauschringe gehen hier in die Richtung einer gerechten, schon biblisch begründeten lebensdienlichen Geldordnung.
Einen ähnlich radikalen Paradigmenwechsel skizziert Körner in einem neuen Verständnis von Arbeit: Arbeit wird demnach nicht mehr allein als Mittel zum Erwerb von Geld und Gütern verstanden, sondern als eine Weise des In-Beziehung-Tretens zu Mitmenschen und Gesellschaft, in der Haus- und Familienarbeit und im zivilgesellschaftlichen Engagement. Das Reduzieren der Arbeitszeit und ein bedingungsloses Grundeinkommen könnten hier den nötigen Freiraum schaffen.
Aus der Realisierung der verschiedenen Bausteine einer alternativen Ökonomie würde sich eine neue Art der Globalisierung entwickeln, in der Gerechtigkeit für alle Völker und die Rettung unseres Ökosystems gelingen könnte.
Mehrfach spricht er vom »prophetischen Auftrag der Kirche«. Aus ihrem Geist und in der Analyse der heutigen Weltsituation müsste sich auch unsere Kirche zu einem »verbindlichen Nein zum Neoliberalismus und der gegenwärtigen Weltwirtschaftsordnung« durchringen.
Im Ganzen plädiert Christoph Körner für einen »neuen Gesellschaftsvertrag«, in dem neben den bürgerlichen Grundrechten auch die Bewahrung der Schöpfung, die Geschlechtergerechtigkeit und das Mitwirken zivilgesellschaftlicher Akteure in einer Bürgerbeteiligungsdemokratie verankert werden.
Christoph Körner: Christliche Sozialökonomie. Auf dem Weg zu Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Verlag Religion & Kultur, 234 S., 20 Euro.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
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Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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