Bachs überraschende Töne
Leipzigs Universitätsorganist Daniel Beilschmidt will sämtliche Orgelwerke Bachs aufführenEs ist ein Herzensprojekt, das der Leipziger Universitätsorganist Daniel Beilschmidt nun endlich verwirklichen kann: Die Aufführung sämtlicher Orgelwerke Johann Sebastian Bachs in der Universitätskirche St. Pauli. Dieses Monumentalunternehmen ist auf mehrere Jahre und insgesamt 21 Konzertabende angelegt. Geplant sind etwa drei Aufführungen pro Jahr. Nachdem die Corona-Pandemie den ursprünglichen Start am 21. März – dem 335. Geburtstag Bachs – verhindert hatte, wird es nun die erste Aufführung des Zyklus am Freitag, den 19. Juni geben. Und zwar via Liveübertragung aus der Universitätskirche St. Pauli im Internet (siehe Internetadresse am Ende des Artikels). Beilschmidt wird an diesem Abend Ausschnitte aus den frühesten Orgelwerken Bachs aufführen, die dieser bereits als Jugendlicher komponiert hat.
Daniel Beilschmidt ist froh, dass diese Aufführung des Gesamtorgelwerks Bachs nun endlich beginnen kann. »Das ist ein Herzensprojekt von mir, von dem ich schon lange geträumt habe«, erzählt der 42-jährige Organist und Hochschuldozent. Die nun geplante Aufführung der frühesten Orgelwerke Bachs bieten seiner Ansicht nach spannende Einblicke in die Entwicklung Bachs. »Hier kann man sozusagen in die Genese eines Genies hineinschauen«, erklärt er. Der große musikalische und geistliche Reichtum von Bachs Musiksprache, die bei ihm etwa im Alter von 30 Jahren voll ausgereift war, sei hier schon zu erleben. »Jedes seiner Stücke ist ein Meisterwerk, in dieser Klangwelt kann man leben«, schwärmt der Universitätsorganist. Bachs Werke könnten immer wieder aufgegriffen werden und würden einen immer wieder bereichern.
Besonders angetan ist Beilschmidt von der geistlichen Tiefe des Bach’schen Schaffens, die schon früh erkennbar sei. »Es ist erstaunlich, welche spirituellen Einsichten Bach schon im Alter von 11, 12 und 13 Jahren hatte«, sagt der Musiker und Bach-Experte. Es sei wohl der frühe Verlust seiner Eltern im Alter von 10 Jahren gewesen, der Bach zu einer geistlichen Bewältigung des Todes und einem tiefen Gottvertrauen geführt haben. »Bach hat das tiefe Gottvertrauen mit Tönen verzahnt«, erklärt Beilschmidt und verweist auf die Neumeister-Choräle, die bereits um 1700 entstanden sind und zahlreiche Sterbechoräle umfassen.
Besonders freut es den Organisten, dass er das Gesamt-Orgelwerk in der Leipziger Universitätskirche aufführen kann. Denn diese war eine der Wirkungsstätten Bachs und ist ausgestattet mit zwei großen Orgeln von Metzler und Jehmlich.
Noch steht Daniel Beilschmidt am Anfang dieses Großprojektes, von dem er selbst sagt: »Das Bach’sche Orgelschaffen hat die Ausmaße eines Kontinents.« Doch dass sich die Erkundung dieses Kontinents lohnt, steht für ihn außer Frage. Das Werk einmal als Ganzes zu erleben, sei bereichernd – auch für denjenigen, der Bach genau zu kennen glaubt. Denn, so Beilschmidt: »Bei der Aufführung des Gesamtwerks wird es mehr Überraschungen als Altbekanntes geben.«
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