Was am Ende bleibt
Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet. Psalm 66, Vers 20
Wir sitzen am Küchentisch. Seine gefalteten Hände liegen auf dem ausgeblichenen Wachstuch. »Beten wir noch zusammen«, meint er halblaut. Frage und Bitte sind eins. Er blickt stumm aus dem Fenster. Zum Birnbaum zwischen Stall und Scheune. Dessen Stamm und Rinde so mächtig und knochig sind wie diese Hände. »Warten Sie, ich kann noch nicht!« mahnt er an.
Das Schweigen im Raum steht für die Stille im Haus. Keines seiner Kinder wollte den Hof. Den er mit seiner Frau bewirtschaftet hat. Jahrzehntelang. Seine Hände zeugen von harter Arbeit und Anstrengung. Schwielen, Narben. Wagenschmiere und Erdkrume durchziehen die Poren der Haut.
»Die Hände, die zum Beten ruhen, die macht Gott stark zur Tat.« Die Liedzeile fällt mir ein. Weniges weiß ich aus dem Leben dieses alten Mannes. Vom Krieg hat er erzählt. Vom Wahnsinn, wie sie hasserfüllt gen Osten zogen. Von Verwundung und Gefangenschaft. Dass sein Leben am seidenen Faden hing. Gott Lob, er kam davon. Heimkehr. Neuanfang. Dass er es selbstständig schafft, wollte er beweisen. Der Hof wurde gegen seinen Willen Teil der Agrargenossenschaft. Er hat gekämpft. Mit bloßen Händen Steine vom Acker gelesen. Ab vier Uhr früh das Vieh versorgt. Auf Gott vertraut. Wie jetzt auch. Die fast steifen Finger ineinander verschränkt. Zerbrechlich wirken sie. Als spiegelten sie die Seele. Seine Frau starb vor Kurzem an Krebs. Gebete säumten den Weg zur Erlösung.
Dann sprechen wir beide zu Gott. Der Klang der Abendglocke trägt unser Beten zum Himmel.Im Baum singt eine Amsel und er atmet tief und spricht fest: »Hilf, himmlischer Vater. Du hältst Wort. Amen.«
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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