Das Leben ist nicht Frommsein, sondern Frommwerden
»Heile mich, Herr, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen.« Jeremia 17, Vers 14
Unser Pfarrhaus liegt direkt am Sächsischen Jakobsweg. Dieses Frühjahr kam ein Pilger zu uns, der nur ein Auge hatte. Ich selbst traute mich nicht zu fragen, was passiert war. Aber meine Tochter tat dies ganz furchtlos. Offen reagierte der Mann und erzählte, dass er vor Jahren einen schweren Unfall erlebte und sein Auge verlor.
Dennoch war dies, so berichtete er weiter, ein Wendepunkt in seinem Leben. Zuvor hatte er seinen Erfolg, sein Geld, seine Karriere im Blick und fühlte sich doch heillos. Mit dem Unfall änderte sich seine Sicht auf die Welt und auf Gott schlagartig. Er setzte neue Prioritäten. Eine davon sei, sich immer wieder auf den Pilgerweg zu begeben, auch wenn es ihm (körperlich) schwer fällt.
Einfach losgehen und heil werden. In den Erzählungen, wie Jesus Menschen begegnet, hören wir immer wieder etwas über diesen Neuanfang: so kann das aussehen, ein neuer heiler Mensch zu werden. Und wir hören, wie gut es ist, wenn ein Kranker die Gelegenheit bekommt, Unbehandeltes von Gott heilen zu lassen. So, wie der einäugige Mann auf seiner Pilgerreise, der berichtete, wie es ihm gelang, seine erlebten, aber auch weitergegebenen Verletzungen mit seinen Kindern in Gesprächen zu benennen und wie sie sich einander vergeben konnten. »Das Leben ist nicht ein Frommsein, sondern ein Frommwerden, nicht ein Gesundsein, sondern ein Gesundwerden, nicht ein Sein, sondern ein Werden, nicht eine Ruhe, sondern eine Übung. Wir sinds noch nicht, wir werdens aber« (Martin Luther). Dem Pilger wurde Heilung geschenkt. Sein Weg, so sagte er bei der Verabschiedung im Pfarrgarten, gehe weiter.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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