Gepäckträger gesucht
»Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.« Galater 6, Vers 2
Auf den Bahnsteigen stehen sie dicht an dicht. Sie reden deutsch, arabisch und ukrainisch. Fast alle haben Gepäck dabei: Rollkoffer, Taschen und Rucksäcke. Und manchmal kommt dann so eine Durchsage, dass der Zug heute auf einem anderen Gleis abfährt als es im Fahrplan steht. Dann raffen alle ihre Taschen und Koffer und rennen los. Schwierig wird es für die Dame mit dem Stock, für das Ehepaar mit den drei großen Koffern und für den jungen Vater, der ein Kind an der Hand und das andere im Buggy hat. Wie sollen sie in diesem Gerenne jemanden finden, der ihnen beim Tragen hilft? Sicher kennt ihr diesen Satz: Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Manche benutzen ihn, um auszudrücken, dass keiner unbeschwert durchs Leben geht. Manche signalisieren damit aber auch ihren Unwillen, anderen zu helfen. Unter dem Motto: Ich hab genug an meinen eigenen Problemen zu schleppen. Also lass mich mit deinen Problemen in Ruhe.
Aber was kommt dabei heraus? Dann kommen die einen gut durch die Krise, die anderen nicht. Dann erreichen die einen beizeiten das rettende Gleis, die anderen bleiben zurück. Und wer bleibt zurück? Die mit dem schweren Gepäck, den vielen Kindern oder den wackligen Beinen.
Bei Paulus lese ich den leuchtenden Satz: Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. Nicht nur dein eigenes Päckchen, sondern auch die Pakete der anderen. Ihre Not, ihren Kummer, ihre Last. Trag sie mit. Zumindest ein Stück. Zumindest so lange wie es nötig ist. So sagt es Paulus und ich sehe, an wen er sich lehnt, während er diese Worte spricht. An den, der zeit seines Lebens ganz ohne Koffer und Tasche unterwegs war, um die Hände frei zu haben für die Lasten der anderen.
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