
Zu Beginn der Weltversammlung der Kirchen in Karlsruhe geht die Angst um – vor erbittertem Streit und nach außen getragener Unversöhnlichkeit der Kirchen. Die Reizthemen sind bekannt: Der Umgang mit dem politischen Kurs der russisch-orthodoxen Kirche, mit dem Israel/Palästina-Konflikt und mit Wirtschafts- und Klimafragen. Wie klar sollen die Positionierungen werden? Es tut sich eine Kluft zwischen Nord und Süd auf. Die Kirchen des globalen Südens haben aufgrund ihrer Erfahrungen mit Unterdrückung und dem stärkeren Leiden unter den sozialen und ökologischen Folgen des gegenwärtigen Wirtschaftssystems eine andere Sichtweise als die reichen Länder des Nordens. Dasselbe gilt auch für den Umgang mit der Besatzungspolitik Israels. Während die deutschen Kirchen klare Verurteilungen israelischer Politik scheuen, erscheinen sie z. B. afrikanischen Kirchen als geboten. Und über allem schwebt das anspruchsvolle Motto der ÖRK-Tagung: »Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt«. Wie kann ein solcher Impuls für die Welt gelingen, wenn die Kirchen untereinander uneinig sind?
Heilung und Versöhnung setzen Wahrheit, Aufrichtigkeit und somit ein echtes, mutiges, offenes Gespräch voraus. Dazu sollten vorab gezogene allzu enge rote Linien vermieden werden. Denn wenn Konflikte unter dem Teppich bleiben, kommen sie mit umso größerer Sprengkraft bald wieder hervor. Das Mittel gegen Spaltung ist nicht Scheinfrieden, sondern tapferer Diskurs, der die verschiedenen Wirklichkeiten und Erfahrungen wahr- und ernstnimmt. So könnten Positionierungen in versöhnter Verschiedenheit gefunden werden. Wenn dabei das eine oder andere prophetische Signal herauskommt, ist das kein Makel, sondern ein Markenkern der Kirche.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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