Groß war die Kritik an Papst Franziskus’ Äußerungen zum Ukraine-Krieg. Gegenüber dem Schweizer Sender RSI sagte er laut »Vatican News«: »Verhandele rechtzeitig, suche ein Land, das vermittelt. Heute, zum Beispiel im Krieg in der Ukraine, gibt es viele, die vermitteln wollen. Die Türkei hat sich dafür angeboten. Und andere. Schämt euch nicht, zu verhandeln, bevor es noch schlimmer wird.« Zum Bild der »weißen Fahne«, das der Interviewer ins Spiel brachte, sagte der Papst: »Ich denke, dass der stärker ist, der die Situation erkennt, der an das Volk denkt, der den Mut zur weißen Flagge hat, zu Verhandlungen.« Und: »Wenn man sieht, dass man besiegt wird, dass die Dinge nicht gut laufen, muss man den Mut haben, zu verhandeln.« Später erklärte der Direktor des vatikanischen Presseamtes, Matteo Bruni, laut »Vatican News«: »Der Papst greift das Bild der weißen Fahne auf, das der Interviewer vorschlägt, um die Einstellung der Feindseligkeiten, den mit dem Mut zur Verhandlung erreichten Waffenstillstand zu bezeichnen.« Franziskus wünsche sich vor allem eine »diplomatische Lösung für einen gerechten und dauerhaften Frieden«. An anderer Stelle des Interviews habe der Papst klargemacht, dass eine Verhandlung »niemals eine Kapitulation« sei.
Sicher kann man die Ungebührlichkeit und vor allem Missverständlichkeit des Bildes der »weißen Fahne« kritisieren. Allerdings sollte nicht vergessen werden, dass die Erlangung eines Waffenstillstands tatsächlich höchst notwendig wäre, um Raum für Friedensverhandlungen zu schaffen. Denn wie bei einem Infektionsgeschehen muss zunächst der Kontakt zum Virus unterbrochen werden, hier zum Virus der militärischen Gewalt. Dahin sollten die Bemühungen gehen. Denn täglich geht es um Menschenleben.
Es sind »Zerrbilder« gewachsen
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