Am 7. September vor 60 Jahren trat die Bausoldatenverordnung in Kraft, auch als Folge des mutigen Widerstandes von jungen Christen in der DDR, die nicht bereit waren, nach dem Wahnsinn des Zweiten Weltkrieges eine Waffe in die Hand zu nehmen. So entstand ein Kompromiss zwischen Totalverweigerung und Wehrdienst, der im Laufe der Jahre immer mehr Männer in der DDR in diesen Zwangsdienst ohne Waffe führte und sie Teil eines Netzwerkes werden ließ, das selbst Teil der Friedlichen Revolution wurde.
Wir lernten uns in Prora kennen, waren 18 Monate zusammen. Dort fanden sich die, die weiter am Frieden arbeiten wollten: im 19. Monat, in der Friedensdekade oder in der Beratung von Wehrpflichtigen. Wir waren so gut vernetzt, dass unsere Beratungen in einer Abschlussarbeit an der Juristischen Hochschule des MfS in Potsdam untersucht wurden. Der Bausoldatendienst hatte Auswirkungen auf die Sicht von Krieg und Frieden. Aber unter uns gab es schon immer eine Meinungsvielfalt. Vor zehn Jahren diskutierten wir beim Bausoldatenkongress »Friedenszeugnis ohne Gew(a)ehr« die Frage der Waffenlieferungen an die Kurden gegen den Islamischen Staat. Das Meinungsspektrum war breit. Und heute stehen wir erneut vor einer gefährlichen Rüstungsspirale, und der Ukrainekrieg verschlingt Milliarden. Wir haben als Kirchen seinerzeit Geist, Logik und Praxis der Abschreckung abgesagt und diese Absage gilt es neu durchzubuchstabieren und klar Position gegen atomare Abschreckung zu beziehen. Die Kirchen sind Teil der Friedensbewegung Gottes in dieser Welt. Lasst uns mit Gottes Geist des Friedens weiterstreiten, dass die Friedensräume wachsen.
Bischof Friedrich Kramer ist EKD-Friedensbeauftragter.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
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Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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