Der Ruf »Keine Gewalt« begleitete die Demonstrationen im Herbst 1989 und ist der Grund, dass wir heute von einer Friedlichen Revolution sprechen. Gebete und Kerzen, Andacht und Gespräch. Doch Aggression gab es. Ich erinnere mich, dass einmal ein Mann wütend auf mich zukam und meine Kerze ausblies. Anfang Oktober wurden Jugendliche in Thüringen von der Polizei »zugeführt« und verhört. Die Töne auf den Demonstrationen wurden bald rauer.
In seinem Neujahrswort 1990 spricht der Thüringer Landesbischof Werner Leich davon, dass der lange »Weg in die Freiheit nur in Versöhnung und Gewaltlosigkeit« gelingen könne. Dafür hatten viele keine Geduld. Der schnellen deutschen Einheit folgte die sehr feste geschwisterliche Umarmung. Der gerade erst so hoffnungsvoll begonnene breite Dialog, die Kernforderung des Neuen Forums, war zu Ende, bevor er begonnen hatte. Damals mahnten Stimmen die Aufarbeitung der gemeinsamen Geschichte an, vor allem der vor 1945. Doch das Gespräch zwischen Ost und West gestaltete sich schwierig. Gesellschaft und Kirchenvolk im Osten hatten das Gefühl, bei der Gestaltung der Einheit von Staat und Kirche nicht auf Augenhöhe mitreden zu können. Wenn ich heute von Gewalt, Rassismus und Antisemitismus höre, ist das wie ein Déjà-vu. Schon Anfang der 90er-Jahre wurden Ausländer angegriffen: in Rostock-Lichtenhagen oder Solingen. Auch Kirchen, die Menschen Asyl gewährten. Keine Gewalt? Unbedingt! Können wir den Faden von 1989 wieder aufnehmen für offene, aggressionsfreie Gespräche quer durch politische Anschauungen und auf allen Ebenen? Es ist mühsam, wenn Positionen weit auseinandergehen. Doch ein friedliches Miteinander ist jede Mühe wert.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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