Es ärgert mich, dass Ossis nachgesagt wird, sie hätten noch nie einen Ausländer gesehen und seien deshalb fremdenfeindlich. Als Student hatte man die Möglichkeit zu vielfältigen Kontakten, s.o. Aber auch hier wurde nie aufgearbeitet, was der sowjetische Kommilitone während seines Wehrdienstes in Afghanistan erlebt hatte oder der armenische im Kaukasuskrieg, während es in der Vorlesung ganz anders lautete. Anders dagegen Arbeiter/Lehrlinge. Die hatten mit von Bevölkerung und Frauen weitestgehend isolierten Männergruppen von Vertragsarbeitern zu tun, die schon mal aggressiv werden konnten und andere "Werbungsrituale" praktizierten. DSF-Freundschaftstreffen konnten auch mal darin bestehen, dass 17jährige Lehrlinge von alkoholisierten Soldaten/Bauarbeitern aggresiv angegraben wurden, wer wegging, bekam das angekreidet. Ganz schlimm das Totschweigen des durch einen sowj. Panzer verursachten Zugunglücks und die mangelnde Hilfe für Opfer und Helfer. Es gab ja in der DDR den Witz: Und Sie behaupten also, von einem sowj. Soldaten überfallen w orden zu sein? Ja, und ich kann ihnen 3 Leute nennen, die es gesehen haben. - Na und, ich kann ihnen 1 Millionen nennen, die es nicht gesehen haben. Und auch heute habe ich manchmal den Eindruck, dass trauern verboten ist.
Eine neue Ausstellung widmet sich dem Thema »Verordnete Solidarität«. Darauf macht Lutz Rathenow, Sächsischer Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, aufmerksam. Die Ausstellung, die 15 Plakate umfasst, mache historische Ursachen von Fremdenangst, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus in Ostdeutschland, die bis heute nachwirken, deutlich.
»Bei dem Thema zeigt sich wie aktuell Geschichtskenntnisse für die Gegenwart sein können. Die heutige Fremdenfeindlichkeit hat viele Ursachen, eine führt in die DDR-Zeit zurück«, so Rathenow. Erst durch Genauigkeit im Detail und kreative Umsetzungsformen werde Geschichte so lebendig, dass sie Lust auf ein Einmischen in die Gegenwart wecke und dem an einer Demokratieverbitterung leidenden Patchworkpopulismus punktuell eine konstruktiv aktive Haltung entgegensetzen könne, so Rathenow.
In den Blick genommen wird die von oben verordnete internationale Solidarität und die verfehlte Asyl- und Ausländerpolitik in der DDR. Die SED erklärte im Umgang mit Ausländern den proletarischen Internationalismus, die Völkerfreundschaft und die antiimperialistische Solidarität zur Leitlinie. Doch entgegen der offiziellen Parolen waren enge Kontakte zwischen Ausländern und DDR-Bürgern nicht erwünscht.
Hinter der Fassade der Weltoffenheit hegten die SED und ihre Sicherheitsorgane Misstrauen gegenüber Fremden. So geriet die viel beschworene internationale Solidarität in die Kluft zwischen ideologischem Anspruch und Realpolitik.
Die Ausstellung ist seit 2. Februar beim Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, in der Außenstelle Leipzig, Dittrichring 24, zu sehen.
Darüber hinaus kann sie beim Archiv Bürgerbewegung Leipzig e. V. gegen eine Schutzgebühr von 30 Euro bestellt werden.
@Lesserin, die besonders aus der Richtung der alten Bundesländer kommende Aussage, dass die Ossis ausländerfeindlich wären, empfinde ICH als Unverschämtheit. Wir (die Ossis) hatten mit anderen Ausländern Kontakt und der war nicht immer nur positiv, weil auch die Regierung der DDR nicht wirklich dies wollte. Heute sollen wir Ausländerfeindlich sein, aber nur zu bestimmten Menschen (Syrer, Afghanen, Afrikanern, etc.).
Jeder Ossi hatte „irgendwie“ mit Russen (in der Stadt Dresden gab es weniger Kontakt, weil die Russen in den Kasernen waren). Die Vietnamesen wollten unter sich bleiben. Dann gab es eine Zeit in Dresden da waren Kubaner und Ungarn da.
Mit den Kubanern kamen nur wenige zurecht, weil sie sehr aggressiv waren.
Am besten kamen und kommen wir mit unseren unmittelbaren Nachbarn zurecht, obwohl es da auch Ausnahmen gibt (wie auch bei den schon länger hier lebenden Menschen, Deutsche soll man wohl nicht mehr sagen). Nein, heute wird alles auf die Goldwaage gelegt. Wer zurzeit etwas gegen einen Ausländer sagt, ist ganz, ganz schnell ein Nazi. Mit einer solchen verwerflichen Ideologie wird wohl die Deutsche Gesellschaft auseinanderfallen. Zuerst wird wohl die EU auseinanderfallen, weil die kleinen Länder nicht ernst genommen werden. Ich habe mir den Murks mit den 3 Busen auf dem Neumarkt angeschaut und vielen Gesprächen von Älteren zugehört. Durchgängig war zu hören, dass man lieber nichts mehr sagt, weil man gleich in die rechte Ecke gestellt wird. Diese Erfahrung mache ich auch. Die DDR lässt grüßen (wer nicht für uns ist, ist gegen uns).
Wir gehen wie immer am 13. Februar in die Kirche. Dort ist der richtige Ort, um in Ruhe an diese Opfer zu gedenken. Ich muss mich nicht in eine staatlich verordnete Menschenkette einreihen!
Ausländer in der DDR, jedenfalls Syrer von der "befreundeten" Baath-Partei oder Chilenen oder Schwarzafrikaner wurden vom DDR-Bürger oft beneidet. Nicht, weil der doofe Ossi abwegige Empfindungen hatte. Sondern weil diese Menschen tatsächlich zu beneiden waren:
Sie durften raus aus dem Land.
Gerade den so genannten "DDR-Bürgerrechtlern" fällt es schwer, das zu reflektieren. So genannte "DDR-Bürgerrechtler" reflektieren grundsätzlich, warum sie sich 28 Jahre widerspruchslos hinter einem Stacheldraht haben einsperren lassen. Vielmehr verkünden sie gebetsmühlenhaft, dass es ihr Mut und ihre Durchhaltekraft und ihr "Wir bleiben hier" gewesen sei, mit dem sie sich jede Kritik an Mauer, Stacheldraht und Schießbefehl selbst verboten hatten.
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Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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