Bischof Bilz: Opfern von Missbrauch muss zugehört werden
Sexualisierte Gewalt ist ein wichtiges Thema auf der Herbsttagung der Landessynode vom 17. bis 21. November in Dresden. Zwei Aufarbeitungsberichte werden vorgestellt und Betroffene kommen zu Wort. Daneben diskutieren die Synodalen vor allem den Haushalt für 2024, den Bischofsbericht und einen Gesetzentwurf für neue Pfarrreferenten.Sachsens evangelische Landessynode will sich auf der aktuellen Herbsttagung mit dem Thema Missbauch beschäftigen. Der evangelische Landesbischof Tobias Bilz betonte dazu: Betroffene müssten „einen prominenten Platz“ in der Aufarbeitung bekommen. Auf der Synodentagung sollen am Samstag Opfer sexuellen Missbrauchs zu Wort kommen.
„Wir rücken sie in das Zentrum der Aufmerksamkeit“, sagte Bilz. Das jeweils individuelle Erlebnis dürfe nicht vergessen werden. Ihre persönlichen Geschichten müssten gehört und in den Aufarbeitungsprozess eingebunden werden. Zum Stand der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der sächsischen Landeskirche sagte Bilz: „Das Thema ist sehr wichtig und wir bleiben dran.“
Einige der Betroffenen im Fall des Chemnitzer Diakons Kurt Ströer (1921–2013) hatten vor wenigen Tagen Schmerzensgeld von der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens gefordert. Möglicherweise wird auch diese Forderung Thema der Synodentagung sein. Zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs hatte die sächsische Landeskirche 2020 eine Meldestelle eingerichtet. Bisher sind knapp 50 Fälle erfasst worden.
Laut dem Präsidenten des sächsischen Landeskirchenamtes, Hans-Peter Vollbach, hat die Landeskirche seither 565 000 Euro an 49 Betroffene gezahlt. Geplant sind jetzt zusätzlich regionale Aufarbeitungsgruppen, die mit Experten zum Thema sexueller Missbrauch sowie Betroffenen besetzt werden sollen, nicht aber mit Mitarbeitern der Landeskirche.
Die Synode wird auf ihrer Tagung auch über den landeskirchliche Haushaltsplan beraten. Er sieht für 2024 ein Volumen von rund 254 Millionen Euro vor und damit gut acht Millionen Euro mehr als in diesem Jahr. Rund 133 Millionen Euro werden aus Kirchensteuereinnahmen erwartet, wie der Vorsitzende des Finanzausschusses der Synode, Till Vosberg, sagte. 50 Millionen Euro fließen zudem aus dem Finanzausgleich der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), rund 26,5 Millionen Euro aus den Staatsleistungen.
Bei ihren Beratungen in Dresden wollen die 80 Synodalen auch über ein Gesetz zur Abfederung nicht besetzter Pfarrstellen sprechen. Vor allem in den ländlichen Regionen fehlt es an Pfarrerinnen und Pfarrern. Daher sollen Kirchenmitglieder mit langjähriger ehrenamtlicher Tätigkeit in den Gemeinden wie etwa Diakone vakante Pfarrstellen für eine gewisse Zeit besetzen können, sagte Pfarrerin Sarah Zehme vom Theologischen Ausschuss der Synode.
Die sogenannten Pfarrreferenten würden aber nicht mit der Gemeindeleitung betraut. Sie dürfen predigen und – je nach Ausbildung – zum Teil auch die Sakramente Taufe und Abendmahl verwalten. An den Ausführungsbestimmungen des Gesetzes werde aber noch gearbeitet, hieß es. In Kraft treten soll das Gesetz 2024.
Die Herbsttagung in der Dresdner Dreikönigskirche sollte am Abend mit einer Andacht und der ersten Plenarsitzung eröffnet werden. Die Synodalen hatten zuvor am Freitag zunächst in Ausschüssen beraten. Erwartet wird auf der bis Montag dauernden Tagung auch ein Bericht von Landesbischof Bilz.
Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens zählt rund 610 000 Mitglieder. Die Synode ist das gesetzgebende Organ der Landeskirche.
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