Weniger Schwarz-Weiß
Beim »Politischen Nachtgebet« in Dresden wurde über Wege zum Frieden gerungenWie kann der Krieg in der Ukraine beendet werden? »In den Debatten darüber täte uns weniger Schwarz-Weiß-Denken gut«, sagt Maria Schiffels. »Wir sollten mehr bunte Zwischentöne zulassen.« Die 43-jährige Theologin, seit Juni neue Beauftragte der sächsischen Landeskirche für Friedens- und Versöhnungsarbeit, diskutierte am Freitag beim »Politischen Nachtgebet« in der Kirche auf dem Weißen Hirsch in Dresden mit Zuhörern, die das Thema umtreibt.
Zuerst müsse man anderen die Angst nehmen. Aus der entstehe häufig Aggression, meint ein Mann. Auch aus vermindertem Selbstwertgefühl, ergänzt Gabriel Beyer, der Gemeindepfarrer. »Wie soll man mit Menschen reden, die wie ein Granitblock sind, an die man nicht mehr herankommt?«, will eine Frau wissen.
Einer berichtet von Demonstrationen, bei denen er vorn den russischen Adler auf Fahnen sah und hinten »Frieden« gerufen wurde. »Der Frieden, von dem der eine redet, ist nicht der Frieden, den der andere meint.« Unterstützung mit Waffenlieferungen sei nur eine andere Form der Eroberung.
Sind Waffenlieferungen vereinbar mit christlichem Friedensengagement? Die, die dazu »Ja« sagen, stehen den »Nein«-Sagern oft mit Erbitterung gegenüber. »Auch ich habe auf dieses Dilemma keine eindeutige Antwort«, betont Maria Schiffels. »Jede der gegensätzlichen Positionen ist ambivalent.«
Hochemotional würden die Debatten geführt. »Der Diskurs endet häufig, bevor der Austausch beginnen könnte.« Neben Argumenten seien Werte und Annahmen für die Bewertung relevant, aber häufig nicht transparent. Interpretationen vorhergehender Ereignisse flössen mit ein, auch biografische Erfahrungen. Die sollten deutlicher gezeigt werden. »Man sollte den Mut haben, dem Anderen gute Absichten zu unterstellen und dass auch er etwas Relevantes zu sagen hat.«
Achten solle man vor allem auf die Sprache, sagt Maria Schiffels. »Dass man in der Sache streitet und einander nicht diffamiert. Ich nehme derzeit viele wechselseitige Pauschalisierungen und Unterstellungen wahr.«
In den politischen Diskussionen komme es darauf an, genau hinzuhören, nachzufragen, was konkret gemeint sei, nötigenfalls zu widersprechen. Verteidigungsfähigkeit als Aufgabe der Bundeswehr zu betrachten, sei für sie akzeptabel. Mit der Forderung nach einem Mentalitätswandel hin zu Kriegstüchtigkeit habe sie Probleme. »In dieser Freund-Feind-Logik möchte ich nicht denken.«
Keine durchmilitarisierte Gesellschaft zu sein, sei ein hohes Gut. »Das möchte ich nicht aufgeben«, so Maria Schiffels. Kriegsdienstverweigerern mit Beratung zu helfen, bleibe daher eine ihrer Aufgaben.
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