
Am Freitagnachmittag gab der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landskirche Sachsens (EVLKS), Dr. Carsten Rentzing, seinen Rücktritt bekannt. Er gibt »sein Amt zum nächstmöglichen Zeitpunkt frei« teilte die Landeskirche in einer Pressemitteilung mit (Der SONNTAG berichtete).
Erste Reaktionen auf diese Mitteilung folgten rasch. Der Leipziger Pfarrer Christian Wolff schreibt in seinem Blog:
Auch wenn man nun rätseln darf, wann der »nächstmögliche Zeitpunkt« gegeben ist – ein Rücktritt Rentzings vom Amt des Landesbischofs wird, muss in Kürze erfolgen. Damit zieht Rentzing die Konsequenz aus einer Vertrauenskrise, in die er die Landeskirche gesteuert hat. Aber nicht nur er: Die Krise war mit seiner Wahl durch die Landessynode vorprogrammiert. Denn ein Landesbischof, der in einer Kampfabstimmung mit einer Stimme Mehrheit, also wahrscheinlich mit seiner eigenen, gewählt wird, kann nicht integrativ wirken. Auf einer solchen Wahl liegt kein Segen. Das hat Rentzing mit seiner Amtsführung leider vom ersten Tag unterstrichen. Er hat nicht zusammengeführt, er hat die Landeskirche nicht geistlich geleitet. Er blieb gefangen in seiner Vergangenheit. Denn nun kristallisiert sich immer mehr heraus, dass seine Beheimatung in rechten Kreisen keine böswillige Unterstellung ist, sondern offensichtlich mit Tatsachen unterfüttert werden kann. Das macht dann auch verständlich, warum Rentzing sich der schlagenden Verbindung Hercynia angeschlossen hat und es an aller Distanz zu den Rechtsnationalisten von der AfD hat missen lassen. Dennoch bedurfte es erst des überfälligen Aufrufs von inzwischen über 700 Pfarrer/innen und Gemeindegliedern, um Rentzing und das Landeskirchenamt zu überfälligen Konsequenzen zu bewegen. Klar sollte aber auch sein: Mit dem angekündigten Rücktritt Rentzings muss einhergehen ein intensiver Prozess einer Neuausrichtung der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens.
Der »öffentliche Druck wurde offenbar zu groß« interpretiert die Leipziger Volkszeitung den Schritt Rentzings.
Der Evangelische Pressedienst (epd) führt weiter aus: Landeskirchensprecher Matthias Oelke sprach über den Rücktritt von einem »einmaligen Vorgang«. Die Kirchenleitung werde nun das weitere Verfahren festlegen. Genaueres könne jetzt noch nicht gesagt werden. Der Bischof trete zunächst seinen Urlaub an. Formal bleibe er Bischof bis ein Amtsnachfolger gewählt sei.
CDU-Bundestagsabgeordneter Alexander Krauß bedauert den Rücktritt von Sachsens Landesbischof Carsten Rentzing. Die Entscheidung des Bischofs zeige, dass ihm die Zukunft der sächsischen Landeskirche wichtiger sei als seine Person. »Hier hat ein Kesseltreiben gegen den Bischof stattgefunden«, sagte Krauß. Einige Pfarrer der Landeskirche hätten es im Umgang mit Rentzing an Fairness fehlen lassen. Krauß dankte Rentzing für seinen Dienst. Mit Rentzing verliere die Evangelische Kirche in Deutschland einen profilierten Bischof. »Carsten Rentzing stand für eine glaubensfrohe Kirche, die dem Zeitgeist widerstandt«, so Krauß.
Auch auf der Facebook-Seite des Sonntags wird zahlreich kommentiert. »Traurig« und »überflüssig« nennen die Leser diese Entscheidung. Ein Nutzer kommentiert: »Das bedaure ich sehr, auch wenn ich höchsten Respekt davor habe, dass unser Bischof die Einheit der Kirche höher bewertet als seine Person. Ich frage mich, ob die, die die ganze Misere mit ihren Anschuldigungen und überzogenen Distanzierungsforderungen verursacht haben, auch nur mal am entferntesten an die Einheit der Kirche gedacht haben. Ich bezweifle es.« Aber vor allem die Frage, wie es weitergeht steht im Raum. Dabei wird die Forderung nach konstruktiven Ideen an die Kritiker Rentzings laut.
Mittlerweile hat sich auch einer der Initiatoren der Petition »Nächstenliebe verlangt Klarheit« zu Wort gemeldet. Der Leipziger Pfarrer Frank Martin, der zusammen mit anderen Pfarrern und Kirchenmitgliedern vor Kurzem per Petition Landesbischof Rentzing zur Distanzierung von den Neuen Rechten aufgefordert hatte, sagte gegenüber dem SONNTAG: »Ich weise darauf hin, dass die Petition »Nächstenliebe verlangt Klarheit« vielleicht als Anlass des Rücktritts angesehen werden kann, nicht aber als dessen Ursache. Ich wünsche mir vom Landesbischof eine ausführlichere Erklärung.«
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Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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