Was war denn das für ein Treffen? EU-Politiker und Kirchenvertreter? Die Wichtigkeit von Religion in Europa wird in etwa in der Bekanntheit dieser Meldung widergespiegelt. Es war sicher gut - flackert doch in solchen Runden offenbar auf, was mal Allgemeinwissen war, nämlich dass ein Staat ohne Religion nicht funktionieren kann - und Religionen gerade als Religionen und nicht als zivilreligiöse Wertelieferanten sehen und achten muss. Aber das hat man in Europa weithin vergessen. Und dass Timmermans die "Werte, die den Ausschluss anderer nicht fördern", in den Vordergrund stellen will, zeigt genau das - die Kirchen (und das Judentum) sollen die Werte liefern, die gerade gebraucht werden und dran sind. So geht es aber nicht.
Religionen als einigendes Band - das funktioniert hoffentlich innerhalb der christlichen Kirchen. Aber andere Religionen haben andere Werte - und ganz klar auch andere Vorstellungen.
Kirchenvertreter und EU-Politiker haben dazu aufgerufen, Religion als einigendes statt spaltendes Element zu verstehen. Viele Menschen beriefen sich auf Europas jüdisch-christliches Erbe, um andere auszuschließen, kritisierte der Vizepräsident der EU-Kommission, Frans Timmermans, bei der Veranstaltung "500 Jahre Reformation: Europa gestalten - Veränderung wagen!" am Dienstag in Brüssel. Es müsse aber vielmehr um die Werte selbst gehen, die auf dem jüdisch-christlichen Erbe fußten und die den Ausschluss anderer gerade nicht förderten, sagte Timmermans auf der Konferenz, die von der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) organisiert wurde.
Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm sagte, die Erinnerung an die Reformation dürfe nicht dazu führen, dass sich Kirchen gegeneinander abgrenzen. "Ich kann überhaupt nichts anfangen mit solchen Kirchentümer-Patriotismen, die wir beobachten können, dass Leute sagen: 'Wir müssen jetzt unsere Kirche hier besonders darstellen.' Es geht allein um Christus, das muss uns alle miteinander antreiben."
Die schwedische Erzbischöfin Ante Jackelén mahnte, alle müssten sich mit den "vier 'P'" auseinandersetzen: Polarisierung, Populismus, Protektionismus und Post-Faktizität. Der "spirituellen Nachhaltigkeit" solle mehr Gewicht beigemessen werden, um diesem "gefährlichen Cocktail zu begegnen", forderte die Theologin.
Mehrere Teilnehmer verwiesen darauf, wie sie selbst noch die religiöse Spaltung zwischen Protestanten und Katholiken in Europa erlebt hätten. So berichtete der deutsch-schottische Europaabgeordnete David McAllister (CDU), dass bis vor wenigen Jahrzehnten in Schottland Fußballvereine nach Konfessionen aufgeteilt gewesen seien. Ein schottischer Cousin habe ihn in den 70er Jahren in Berlin besucht und vor diesem Hintergrund gefragt, "ob Hertha BSC ein katholischer oder evangelischer Fußballverein sei".
"Es geht allein um Christus, das muss uns alle miteinander antreiben." Ja, Herr Bedford-Strohm, und auf dem Tempelberg krähte der Hahn dreimal!
Welchen "gefährlichen Cocktail zu begegnen"meint die Frau? Den des Koran?
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