Geistliches als Lebenshilfe
Superintendent und Gemeindepfarrer: Michael Führer geht in den RuhestandUniversität, Landgemeinde, gemeindepädagogische Fachschule, Superintendent in Annaberg, Auslandspfarrer, Vertretungen, Stadtgemeinde – Erfahrungen hat Michael Führer auf vielen Feldern gesammelt. Zuletzt war der 1958 in Dornreichenbach geborene, in Augustusburg (Erzgebirge) aufgewachsene Pfarrerssohn und promovierte Theologe mehr als sechs Jahre Gemeindepfarrer in Dresden-Gruna-Seidnitz. Ende Januar geht er mit 63 Jahren in den Vorruhestand, aus gesundheitlichen Gründen, wie er sagt.
»Christliche Verkündigung sollte in den Alltag hineinwirken und dort auf Veränderung zielen« – an diesem Anspruch habe er immer festgehalten, erzählt er. Auch dann, wenn andere das nicht verstehen konnten und ihm Steine in den Weg legten. Etwa während zweier schwieriger Jahre in der deutschen Auslandsgemeinde im griechischen Thessaloniki. Die hätten die Verantwortlichen dort eher als Kultur- und Sozialverein betrachtet. »Sie wollten es nur schön und manchmal feierlich haben.« Solch »volkskirchlicher Aberglaube« aber sei ihm zu wenig gewesen.
Dennoch habe er dort beispielsweise neben Gottesdiensten in Tavernen oder Kulturräumen eine Männergruppe aufgebaut. Sie habe intensive Begegnungen ermöglicht. »So etwas gelingt nur über die Summe von Einzelkontakten.«
Fühlte er sich niedergeschlagen, habe es ihm geholfen, Psalmen zu beten. »Die bieten eine Sprache für eigene Empfindungen.« Vor allem aber habe ihm seine Frau Caritas geholfen, die Schriftstellerin ist. »Wären wir nicht zu zweit gewesen, wäre es gar nicht gegangen.«
Ansprechende Kirchenräume als Refugium brauche es für das Gemeindeleben. »Doch gibt es Menschen, die sich gern in Gemeinschaft über Lebensfragen austauschen wollen, aber unsere kirchlichen Räume meiden. Da ist es besser, rauszugehen.«
Er habe gute Erfahrungen bei Runden beispielsweise in einem Café beim Bäcker oder im Innenhof einer Fleischerei gemacht. Nur müsse man so sprechen, dass einen Kirchenferne ohne theologische Vorkenntnisse verstünden. »Unser Hauptmateriallager dafür sind die biblischen Texte.« Mit deren Botschaft müsse man sie konfrontieren, auch wenn sie ihnen fremd erscheine. »Dabei habe ich Spannendes erlebt.«
Obwohl Michael Führer promoviert hat, ist er überzeugt: »Theologie sollte eine fleißige Magd des Glaubens sein.« Er habe sich dabei als Übersetzer und Brückenbauer gesehen. Geistliches, das nicht dem menschlichen Leben dient, beargwöhnt er. »Alles, was geistlich sein soll und will, muss zugleich zutiefst menschlich sein.«
Aufgaben habe er als Pfarrer viele gehabt. Die wichtigste für ihn? »Gemeindeaufbau. Also dafür zu sorgen, dass möglichst viele Menschen biblische Impulse als Lebenshilfe erfahren.« In seinem Ruhestand bleiben Michael und Caritas Führer in Dresden. Die Pfarrstelle ist wieder ausgeschrieben.
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